Fernsehen

Fernsehen: Analog oder doch digital?

Digitale Technik bringt meist bessere Bildqualität
Von dpa / Marc Kessler

Noch nie war Fernsehen so kompliziert wie heute. Früher gab es das TV-Gerät, eine Antenne und drei Sender. Heute ist die Zahl der Programme um ein Vielfaches höher. Dafür muss sich der Zuschauer oft zunächst ausführlich damit auseinandersetzen, wie er sie empfangen möchte oder kann. Potenziell zur Auswahl stehen DVB-T, Kabel, Satellit analog und digital sowie das IPTV über den DSL-Anschluss.

Laut dem Branchenverband BITKOM in Berlin empfangen rund 45 Prozent der deutschen Haushalte (17,5 Millionen) Fernsehen digital. Zunächst bedeutet Digital-TV, dass die herkömmlichen beziehungsweise analogen Bild- und Tonsignale in digitale Datenströme umgewandelt werden. Meist bringt digitales Fernsehen eine bessere Bildqualität mit sich - das hängt allerdings auch vom Übertragungsweg ab. So holen sich die meisten Digital-Gucker ihr Programm über eine Satellitenanlage ins Haus. Wer vom analogen auf digitalen Sat-Empfang aufrüstet, bekomme in der Regel ein besseres Bild, sagt Klaus Merkel vom Institut für Rundfunktechnik (IRT [Link entfernt] ) in München.

Neben einer Sat-Schüssel benötigt der Nutzer für den Empfang von Satelliten-Fernsehen eine Set-Top-Box, auch Receiver genannt. Von einem Umstieg vom analogen auf den digitalen Kabelempfang dürfen sich Anwender eine Bildverbesserung vor allem bei den großen Sendern erhoffen. Es gibt laut Klaus Merkel jedoch auch Sender, deren Bildqualität bei digitaler Übertragung über Kabel nicht besser, sondern in Einzelfällen sogar schlechter ist.

Satelliten-TV: Hohe Anschaffungs-, aber keine laufenden Kosten

Portabler DVB-T-Empfänger PVD1079
Bild: Philips
Die Anschaffungskosten sind für den Sat-Empfang am höchsten. Dafür fallen im laufenden Betrieb keine Ausgaben mehr an, so der Technikexperte Hannes Rügheimer von der Zeitschrift "Video Home Vision". Beim digitalen Empfang über Kabel entfällt die Anschaffung einer Sat-Schüssel. Aber auch hier wird eine spezielle Set-Top-Box benötigt, ein DVB-C-Receiver. DVB-C steht für Digital Video Broadcasting Cable: für die digitale Bildübertragung via Kabel. Parallel dazu lauten die Abkürzungen für digitales Satelliten-TV und digitales Fernsehen über Antenne DVB-S und DVB-T.

Was der Verbraucher beim Digital-Fernsehen bedenken muss: "Er benötigt für jeden angeschlossenen Fernseher eine eigene Set-Top-Box", erklärt Klaus Merkel vom IRT. Für jede Empfangsart gibt es Hunderte verschiedener Receiver. Experten raten zu Modellen von Markenherstellern, da sie sich oft besser bedienen lassen als No-Name-Produkte. Darüber hinaus gibt es Ausführungen mit Festplatte zum Aufzeichnen von Sendungen. Und wer Bezahlsender wie Premiere oder Arena-TV [Link entfernt] sehen will, braucht zertifizierte Geräte, die eine vom Sender bereitgestellte Smartcard zum Entschlüsseln des Programms annehmen.

DVB-T mit schlechterer Bildqualität, dafür aber günstiger

Was die Bildqualität angeht, klafft eine Lücke zwischen DVB-C und DVB-S einerseits sowie DVB-T andererseits. Kabel und Sat erlauben höhere Übertragungsbandbreiten, weshalb die Qualität besser ist. Bei DVB-T unterscheidet sie sich auch von Sender zu Sender: Kommen etwa ARD, ZDF und die großen Privaten mit meist guten Bildern daher, macht der Empfang der Dritten mit DVB-T oft keinen Spaß. Das gilt vor allem bei Flachbildfernsehern. Wegen ihrer im Vergleich zum Röhrenfernseher größeren Auflösung fällt es besonders auf, wenn manche Digital-Programme über DVB-T mit weniger Bildinformation gesendet werden, um Kapazitäten auf dem Übertragungskanal zu sparen.

Schuld daran ist die Datenkomprimierung: Das Ausgangssignal aus dem Studio hat unabhängig vom Übertragungsweg die gleiche Qualität. Wegen der geringeren Bandbreite von DVB-T müssen die Sendungen für die Übertragung hier jedoch stärker komprimiert werden als bei DVB-C oder DVB-S. Das ist, als würde man zwei Blatt Papier unterschiedlich stark zerknüllen: Das weniger stark zerknüllte lässt sich hinterher eher wieder glatt streichen.

In Sachen Kosten für den Anwender hat jedoch DVB-T die Nase vorn: Neue Fernseher haben fast alle einen entsprechenden Empfänger, so dass nur noch eine kleine Antenne für ein paar Euro gekauft werden muss. Oder man nutzt die Gemeinschaftsantenne - sofern vorhanden. Bis Ende dieses Jahres sollen 90 Prozent der Bundesbürger DVB-T empfangen können. Übrig bleiben auf der DVB-T-Landkarte nur noch einige weiße Flecken vor allem in ländlichen Regionen.

Digitaler Kabelanschluss: Smartcard erforderlich

Dem Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber ANGA zufolge gibt es in Deutschland 19,6 Millionen Haushalte mit Kabel-Anschluss. Davon nutzen 4,1 Millionen ihr TV-Kabel, um digitales Fernsehen zu empfangen. Wer bereits einen analogen Kabelanschluss nutzt, braucht für den digitalen Empfang in der Regel zunächst einmal nur einen Digital-Receiver. Damit kann er dann zumindest die öffentlich-rechtlichen Sender ohne weiteres digital empfangen. "Beim digitalen Kabelanschluss gibt es allerdings das Problem der Grundverschlüsselung", sagt Klaus Merkel. Alle Sender, die nicht zu ARD, ZDF&Co. gehören, werden in den meisten Kabelnetzen verschlüsselt übertragen. Für das Entschlüsseln muss neben dem Digital-Receiver eine Smartcard vom Netzbetreiber her. Das lassen sich manche Anbieter mit ein paar Euro pro Monat vergüten.

Fernsehen kann auch über einen breitbandigen Internetanschluss empfangen werden. T-Home, Alice oder Arcor zum Beispiel bieten ihren DSL-Kunden das sogenannte IPTV zum Teil gegen Aufpreis an. Eine Set-Top-Box dafür erhalten die Anwender vom Provider. Noch wird IPTV jedoch von vergleichsweise wenigen Verbrauchern genutzt, der Branchenverband VATM schätzt, dass es bis Ende 2008 rund 400 000 Kunden sein werden.