EU

SMS-Versand im EU-Ausland wird ab 2009 deutlich billiger

Gut 13 Cent pro SMS aus dem EU-Ausland geplant
Von Marc Kessler

Textnachrichten per Handy sollen künftig über die Grenzen hinweg um rund 60 Prozent billiger werden und nur noch 13,09 Cent brutto (11 Cent zuzüglich Mehrwertsteuer) pro SMS kosten. Diese bereits vorab kolportierte Preissenkung für rund 500 Millionen Nutzer von Mobiltelefonen will EU-Kommissarin Viviane Reding per Verordnung ab 1. Juli 2009 erzwingen.

"Das ist eine gute Nachricht für alle Verbraucher", sagte sie heute in Brüssel. Einer entsprechenden Änderung der EU-Roamingverordnung müssen zuvor Ministerrat und Europaparlament zustimmen.

Reding kritisierte eine "Bunkermentalität" der Telekombranche: "Der Markt funktioniert nicht. Somit haben wir keine andere Wahl, als jetzt entsprechende Maßnahmen zu ergreifen." Die vor allem bei jungen Leuten beliebten Nachrichten sind ein Riesengeschäft: Die EU-Bürger haben allein im vergangenen Jahr 2,5 Milliarden SMS-Textnachrichten im Wert von 800 Millionen Euro verschickt. Von der Maßnahme Brüssels sollen 37 Millionen Touristen und 110 Millionen Geschäftsreisende in der EU profitieren. Reding drohte den Unternehmen mit weiteren Schritten, sollte es nun nicht spürbare Preissenkungen beim sogenannten Auslands-Roaming geben: "Die neuen Roaming-Regeln sind noch nicht das Ende der Fahnenstange."

Auch Telefonate sollen weiter billiger werden

Die Kosten für Telefongespräche innerhalb der EU sollen ab 2012 auf knapp 40,5 Cent für ein abgehendes und auf knapp 12 Cent für ein angenommenes Gespräch im EU-Ausland gesenkt werden. Ebenso soll die sekundengenaue Abrechnung für alle Roamingtelefonate innerhalb der EU eingeführt werden. Für im Ausland angenommene Anrufe soll dies ab der ersten Telefonsekunde gelten, für im EU-Ausland abgehende Gespräche erst nach 30 Sekunden. Derzeit dürfen Anrufe maximal knapp 55 Cent  pro Minute und angenommene Gespräche höchstens gut 26 Cent kosten, nachdem Reding im Juli 2007 den sogenannten Eurotarif durchgesetzt hatte. Die Abrechnungstakte sind dabei nicht genau vorgegeben, meist wird im Minutentakt abgerechnet, der speziell bei kurzen Gesprächen deutlich teurer als ein Sekundentakt ist.

Bei Daten sinken nur die Großhandelspreise

Die EU-Kommission will neben den Preisen für Telefonate und

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SMS-Nachrichten auch die Kosten für Surfen im Internet mit Handy oder Daten-Karte im europäischen Ausland senken. Deshalb soll der Großhandelspreis pro heruntergeladenem Megabyte spätestens ab 2010 bei einem Euro zuzüglich Mehrwertsteuer gedeckelt werden. Die Anbieter berechnen sich derzeit Preise von bis zu 5 Euro pro Megabyte. Die Endkundenpreise werden allerdings vorerst nicht reguliert, so dass für den Kunden hier keine so rasche und deutliche Preissenkung zu erwarten ist, wie wir dies im letzten Jahr bei den Preisen für Sprachverbindungen erlebt haben. Längerfristig werden die Preise für Privat- und Firmenkunden aber auch hier deutlich zu Gunsten der Verbraucher sinken.

Reaktion von E-Plus: "Paradoxe Situation"

Sofort nach der Bekanntgabe des Vorhabens gab es Kritik aus der Branche. "Da ist Kommissarin Reding etwas über das Ziel hinausgeschossen", sagte ein Unternehmenssprecher der E-Plus-Gruppe gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. In Deutschland koste eine SMS im Schnitt gute 19 Cent. "Dadurch entsteht die paradoxe Situation, dass eine Auslands-SMS für Deutsche billiger als eine SMS im Inland werden könnte." Reding verteidigte das Vorgehen der Kommission: "Wir würden nicht eingreifen, wenn die Industrie nicht so exzessive Preise berechnen würde."

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