Übernahmeschlacht

Microsoft: Übernahme von Yahoo! mit allen Mitteln

Eigene Kandidaten könnten bald im Yahoo!- Verwaltungsrat sitzen
Von dpa / Anja Zimmermann

Im Übernahmekampf des Softwareriesen Microsoft mit dem Internet-Konzern Yahoo! steht ein heftiges Tauziehen um die Gunst der Aktionäre bevor. Microsoft will trotz der Absage der Yahoo!-Spitze nicht nachgeben und die Übernahme in jedem Fall durchsetzen. Bei den anstehenden Wahlen zum Yahoo!-Verwaltungsrat könnte Microsoft eigene Kandidaten ins Rennen schicken und die Führung laut Experten unter Druck setzen.

Yahoo! wiederum hat gegen unwillkommene Käufer "Giftpillen" in der Hinterhand. Sie könnten eine Übernahme durch die Ausgabe neuer Aktien für den Käufer deutlich verteuern. Der problembeladene Konzern wollte unterdessen Berichten zufolge heute mit seinem geplanten Stellenabbau beginnen. Rund 1 000 der weltweit 14 300 Arbeitsplätze werden gestrichen. Auch Aktivitäten in Europa stehen auf der Kippe.

Microsoft bedauert die Absage

Yahoo! hatte Microsofts Milliarden-Offerte als "deutlich zu niedrig" zurückgewiesen, die Tür für ein höheres Angebot aber grundsätzlich offen gelassen. Microsoft nannte die Absage am Montagabend "bedauerlich", äußerte sich aber bisher nicht zu einer möglichen Aufstockung der ursprünglich knapp 45 Milliarden Dollar schweren Offerte.

Bei der nächsten Hauptversammlung von Yahoo! im Sommer stehen alle zehn Mitglieder des Verwaltungsrates zur Wahl an. Die Frist zur Nominierung beginnt an diesem Mittwoch. Microsoft könnte so bei Yahoo! entscheidenden Einfluss gewinnen, spekulieren US-Medien. Das Gremium soll diese Woche zu persönlichen Beratungen zusammenkommen.

Microsoft will Google entthronen

Nach Gesprächen mit Aktionären beider Unternehmen sei Microsoft zuversichtlich, dass ein Weiterverfolgen des Vorhabens "im besten Interesse aller Parteien" sei, hieß es in einer Mitteilung nach Börsenschluss. Microsoft behalte sich das Recht zu allen für eine Umsetzung seines Vorschlages nötigen Schritten vor. Mit dem Kauf will der Konzern den bei Online-Suche und Internet-Werbung übermächtigen Rivalen Google vom Thron stoßen.

Microsoft hatte Anfang des Monats 31 Dollar je Yahoo!-Aktie geboten. Der weltgrößte Software-Konzern kann sich eine höhere Offerte angesichts voller Kassen leisten, dürfte damit aber Analysten zufolge aus taktische Gründen noch abwarten. Erste Investoren-Gruppen hatten schon Interesse am Verkauf ihrer Anteile signalisiert. Einige Großinvestoren sind an beiden Unternehmen beteiligt.

Yahoo! will weiter alle strategischen Alternativen zu einer Übernahme prüfen - Berichten zufolge unter anderem mit Google und dem Internet-Dienst AOL. Allerdings liegt bisher kein Gegenangebot auf dem Tisch und Yahoo! gerät laut Analysten allmählich unter Zeitdruck.