Strategienverfolgung

Mobilfunk-Netzbetreiber: Weiter so wie bisher!

Noch kein Strategiewechsel sichtbar
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Auf der Euroforum-Konferenz "Telekommarkt Europa" trugen heute Abend die Chefs aller deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber mit Ausnahme von T-Mobile vor - René Obermann steht erst morgen auf der Agenda. Überraschungen blieben bei den drei Herausforderern des Marktführers T-Mobile allerdings aus.

Dabei wäre die aktuelle Situation durchaus für Überraschungen gut: Bei allen Anbietern außer E-Plus sind im letzten Quartal die Umsätze gesunken. Damit sind o2 und Vodafone eigentlich in Zugzwang, ihre Strategie zu überdenken. o2 Deutschland war beispielsweise jahrelang der am stärksten wachsende Mobilfunkanbieter Europas, hat vom Umsatz her E-Plus zwischenzeitlich überholt - und droht nun, wieder hinter E-Plus zurückzufallen.

Doch Dr. h.c. Rudolf Gröger, CEO von o2 Germany, gab auf der Konferenz keinen Strategiewechsel bekannt. Wachstum soll weiterhin dadurch kommen, dass die Kunden o2 als Premiummarke wahrnehmen, dass der Service weiter optimiert wird, dass der Kunde alle Produkte (DSL und Mobilfunk) im Laden am selben Tresen bestellen und später dann bei Problemen bei derselben Hotline anrufen kann. "Kunden sollen zu Fans" werden. Mit der DSL-Vermarktung habe man aufgrund diverser Anlaufprobleme erstmal pausiert, seit 1. Juni habe man diese aber wieder voll aufgenommen.

Friedrich Joussen, Chef von Vodafone, sang abermals das Loblied auf UMTS. Dieser Standard werde die Erfolgsgeschichte von GSM wiederholen, zwar aufgrund einiger Rahmenparameter nicht ganz so schön wie bei GSM, aber dennoch mit einer sehr, sehr attraktiven Wachstumskurve. Statt der bisher hoch integrierten Endgeräte, wo Hardware, Betriebssystem und Applikationen aus einem Haus kommen, werden künftig Applikationen und Betriebssysteme von Drittanbietern für eine Marktöffnung sorgen - wie wir es heute im PC-Bereich bereits kennen.

Thorsten Dirks von E-Plus verfolgt hingegen die Strategie weiter, durch neue Marken wie simyo, Base oder Medion Mobile / Aldi Talk die Kunden in neuen Segmenten zu adressieren, und dabei auch durchaus weiterhin die Preisführerschaft anzustreben, selbst dann, wenn nicht alles "billig" und nur auf Sprache und SMS ausgerichtet sein soll, so dass sinnvolle neue Dienste auch durchaus eingeführt und genutzt werden sollen. Als Beispiel zeigte er das rasante Wachstum des übertragenen Datenvolumens nach Einführung der Daten-Flatrates. Ziel ist es, von den 85 Prozent der Mobilfunkkunden, die bei anderen Anbietern telefonieren, und den 81 Prozent Sprachminuten, die noch über das Festnetz abgewickelt werden, auch künftig erhebliche Anteile zu E-Plus zu transferieren. Binnen zwei Jahren wurden beispielsweise bereits 5,1 Millionen Kunden mit den neuen Marken akquiriert - viele davon wurden tatsächlich von der Konkurrenz abgeworben. Anders als bei den anderen beiden Vortragenden basiert die "weiter-so"-Strategie bei Dirks daher tatsächlich auf einem Erfolg in den letzten Geschäftsquartalen. Der Markt bleibt damit spannend, insbesondere könnten die Aktionäre die anderen Anbieter nach weiteren schlechten Quartalen doch noch zu einem Überdenken ihrer Strategie zwingen.

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