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Breitband-Internet statt Fernsehen

Medienanstalt kündigt Versuch zur Umwidmung von Frequenzen an
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Dr. Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, kündigte auf der Konferenz Die neue Frequenzregulierung [Link entfernt] der Euroforum an, testweise ungenutzte Fernsehfrequenzen für die Bereitstellung eines Breitband-Internetzugangs zur Verfügung zu stellen. Wörtlich sagte er dazu: "Was ich für die Informationsgesellschaft für wichtiger halte als mobiles Fernsehen ist der Breitband-Internetzugang!"

Mit seinem Vorstoß hat Dr. Hege vor allem dünn besiedelte Gebiete im Blick, die mit bestehenden Technologien (insbesondere DSL, UMTS oder WiMAX) nicht oder nicht zu vernünftigen Kosten versorgt werden können. Die Verwendung der niedrigeren Frequenzen ermöglicht im Vergleich zu WiMAX und UMTS die Verwendung eines wesentlich dünneren Sendernetzes mit entsprechend weniger Standorten und dadurch verringerten Aufbaukosten.

Als Technologie könnte eine Variante von Flash OFDM zum Einsatz kommen, das bereits bei Frequenzen um 450 MHz, dem ehemaligen C-Netz, verwendet wird. Mehrere Fernsehkanäle liegen frequenzmäßig ziemlich nah; beispielsweise beginnt das Band IV bei 470 MHz. Gerade in den ländlichen Regionen liegen derzeit zudem Fernsehfrequenzen brach, da sich die privaten Sender in der Fläche bisher zumeist gegen eine terrestrische Versorgung mit DVB-T entschieden haben.

Unterstützung bekam Herr Hege von Herrn Kopf von T-Mobile, der die generell "ineffiziente" Nutzung der Frequenzen durch den terrestrischen Rundfunk ankreidete. Nur wenige Prozent der Deutschen würden das Fernsehen noch über Antenne empfangen, dennoch seien etliche hundert Megahertz in besonders attraktiven Frequenzbereichen für diesen Zweck reserviert. Mit Diensten bei 450 MHz habe man in Südosteuropa, wo die Festnetzpenetration sehr gering sei, außerdem gute Erfahrungen gesammelt.

Begrüßenswerter Vorstoß

Es war ebenfalls die Medienanstalt Berlin-Brandenburg, die vor einigen Jahren durch die zügige Umstellung auf DVB-T dem schon totgesagten terrestrischen Fernsehen neue Impulse gab. Der neue Vorstoß ist abermals geeignet, die Nutzung der knappen Ressource Funkspektrum zu verbessern. Es bleibt Herrn Dr. Hege zu wünschen, dass er das Pilotprojekt gegen die zu erwartenden Widerstände der Fernsehsender und anderen Medienanstalten durchsetzen kann. Besonders zu loben ist, dass er diesen Weg geht, obwohl zu erwarten ist, dass er dadurch mittelfristig seinen eigenen Einfluss schmälert: Ist der Versuch erfolgreich, könnten bundesweit Frequenzen vom Rundfunk abgezogen und der Bundesnetzagentur zur Vergabe an neue oder bestehende Netzbetreiber übertragen werden.

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