Weltinformationsgipfel

Brücken über den digitalen Graben

Ein Messerundgang auf dem Weltinformationsgipfel in Tunis
Von dpa / Björn Brodersen

Vor zehn Jahren begann das Internet, die Welt tiefgreifend zu verändern. Inzwischen sind weltweit nahezu eine Milliarde Menschen "online" und bis zum Jahr 2015 sollten es nach einem Ziel der Vereinten Nationen etwa drei Milliarden sein. Doch bleiben weiterhin riesige weiße Flecken auf der Internet-Weltkarte. Ein Messerundgang auf dem Weltinformationsgipfel in Tunis führt die ganze Palette an Projekten vor, mit denen Unternehmen, Regierungen, Organisationen und lokale Gruppen diesen digitalen Graben zwischen Arm und Reich überbrücken wollen. Bleibt die Frage der Finanzierung.

Per SMS erhält der Bauer bei der Feldarbeit im afrikanischen Benin aktuelle Marktnotizen zur Preisentwicklung seiner Produkte. Die Daten werden von 64 lokalen Märkten für 25 Erzeugnisse eingeholt und dann über ein Infoprix genanntes Informationssystem an Händler und Bauern weitergegeben. In Tansania wiederum will eine Website in Kisuaheli sozial benachteiligte Randgruppen und dabei vor allem die Jüngeren mit Infos über Aids und Schwangerschaft versorgen. "Dafür stehen Computer mit Internet in Hospitälern, Jugendzentren und in Schulen bereit", erklärt Romeo Bertolini vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das dort aktiv ist.

Für den digitalen Solidaritätsfond wird noch viel Geld benötigt

Wie groß das Interesse am digitalen Brückenbau ist, beweist das Gedränge im gelben deutschen Pavillon auf der Internet-Messe. Dort stellt die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) nicht nur jene "elektronische Agrarhilfe" in Benin vor, sondern auch ein attraktives Pilotprojekt in vier lateinamerikanischen Ländern.

In Honduras wird die lokale Verwaltung der Gemeinde Comayagua mit einem Met@logo genannten System unterstützt, das ihre Kommunikation mit kleinen und mittleren Firmen unbürokratischer macht. "So werden Betriebsgenehmigungen, die Monate oder Jahre benötigt haben, nun in zwei bis vier Wochen erledigt", sagt Hannes Karkowski von der GTZ.

Nicht zuletzt Selbsthilfegruppen haben die Aufholarbeit in der Dritten Welt in die Hand genommen. "Die jungen Leute und die Frauen nutzen die Informationstechnologien", sagt Lansana Fofana aus Mali. Weit mehr als 100 Multimediazentren gebe es bereits für Telefon und E-Mails in Mali, ein ganz modernes in Timbuktu soll folgen. Bildung und Gesundheit, der Kampf gegen Hunger und Armut, Produktionshilfen und Katastrophen-Vorwarnsysteme - die Informationsmesse bietet eine Plattform, sich rege über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten auszutauschen. So werden Ideen in andere Länder getragen. Für ihre Umsetzung braucht der vom senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade auf den Weg gebrachte "digitale Solidaritätsfonds" noch viel Geld.