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Dialerbetrug: Der unbekannte Dritte

Laut Dialer-Unternehmen wurden registrierte Dialer manipuliert
Von Marie-Anne Winter

Zum dritten Mal binnen weniger Monate ist nun ein Fall bekannt worden, bei dem ein registrierter Dialer offensichtlich manipuliert wurde. Dadurch wurde eine unbekannte Zahl von Surfern finanziell geschädigt. Betroffen ist diesmal die Newlines AG mit Sitz in Liechtenstein. Sie teilte laut dialerschutz.de mit, dass eines ihrer Einwählprogramme von einem "noch nicht konkret identifizierten" Dritten verändert und in Umlauf gebracht worden sei. Erstaunlich dabei sei, dass die Registrierung des Dialers trotzdem noch nicht von der Regulierungsbehörde (RegTP) widerrufen wurde - obwohl bereits seit 26. Juli eine detaillierte Beschwerde vorliegen soll.

Ende Juni hat der Mehrwertdienste-Anbieter Questnet eine seiner Dialer-Rufnummern wegen Missbrauchs durch einen "nicht identifizierten" Webmaster sperren lassen. Sechs Wochen später deckten dialerschutz.de und Computerbetrug.de die Teleflate-Affäre auf. Auch in diesem Fall war ein registrierter Dialer derart manipuliert worden, dass er sich automatisch ohne Bestätigung durch den Nutzer einwählte. Auch in diesem Fall wies das Unternehmen selbst jegliche Schuld von sich und verwies auf einen unbekannten Dritten.

Nicht identifizierbare Webmaster treiben ihr Unwesen

Genau das tut nun auch die betroffene Newlines AG in Liechtenstein. Sie teilte mit, dass sie eine ihrer Dialer-Nummern sperren ließ. "Aufgrund von Abrechnungsdaten", Hinweisen der Deutschen Telekom und Beschwerden von Nutzern sei der Verdacht aufgekommen, dass ein möglicher Missbrauch vorliege, heißt es weiter. Dahinter stecke vermutlich ein "nicht identifizierter" Webmaster der Firma Harrys Expo, die ein Kunde der in Schweden ansässigen Svenska Let to Phone sei, welche wiederum bei der Newlines AG ihre Dialer programmieren und einrichten lasse. Es bestehe Anlass zur Vermutung, so die Newlines, dass dieser derzeit noch "unbekannte Dritte" die in dem Dialer-Zahlungssystem implementierten Mehrwertdienstrufnummern in ein eigenes Dialer-Software-System programmiert und hinterlegt hat, das nicht den Anforderungen der Regulierungs-Behörde entspricht, aber auf dem ordnungsgemäß registrierten und zugelassenen System der Newlines AG basiere. Die ordnungsgemäss registrierten Dialer der Newlines AG seien nie von der RegTP widerrufen worden.

Um welchen Dialer oder welche Nummer es konkret geht, teilten die Liechtensteiner leider nicht mit. Tatsache ist, dass sich im gemeinsamen Forum von Computerbetrug.de und Dialerschutz.de schon seit Monaten die Beschwerden über einen Dialer namens sexfiles.exe häufen, der über die Nummer 09009-0000958 der Newlines AG lief. Schon seit dem 26. Juli liegt der Regulierungsbehörde laut Dialerschutz.de eine detaillierte Beschwerde durch ein Foren-Mitglied über einen Autodialer vor, der die Rufnummern 0900-90000957 und 0900-90000958 verwendet, und von einer Webseite der Svenska Let to Phone heruntergeladen wird. Dieser Dialer soll auf einer Vielzahl von Webseiten eingesetzt worden sein, die sowohl per Spam beworben, als auch per Browser-Hijacker angesteuert wurden. Trotz dieses massiven Verstoßes gegen die Registrierungsvorschriften führte dies bisher nicht zu Konsequenzen – wie die nun selbst veranlasste Nummernsperrung durch die Newlines AG zeigte.

Weiterhin offene Fragen

Aber auch nach der Presseerklärung der Newlines AG bleiben noch Fragen offen: Etwa die, warum eine aktualisierte Version des betreffenden Dialers weiterhin von einem Webserver aus dem Adressblock der Svenska Let to Phone heruntergeladen wird, und nun etliche Auslands- und Satellitenrufnummern verwendet. Darunter ist auch eine österreichische Mehrwertrufnummer +43-820-82018987, die laut Datenbank des österreichischen Regulierers durch die Interpay AG betrieben wird, einem Schwesterunternehmen der Newlines AG. Dialer müssen in Österreich seit 1. Oktober zwingend die Vorwahl 939 verwenden.

Leider zeigt auch dieser Fall aufs Neue, dass auch nach den Neuregelungen für den Einsatz von Dialern das gesamte System für Missbrauch weiterhin anfällig ist. Auch scheinbar rechtskonforme (weil registrierte) Einwählprogramme können manipuliert und in Umlauf gebracht werden. Die Dummen sind am Ende wieder die Nutzer. Sie können im Zweifelsfall weder bei ihrer Telefongesellschaft, noch vor Gericht nachweisen, dass sie betrogen wurden. Daran ändert - wie jetzt zu sehen ist - auch die Registrierung nichts. Die Unternehmen, die im Zweifelsfall auch an manipulierten Dialern mitverdienen, können dagegen jederzeit auf "unbekannte Dritte" verweisen, die die eigentlichen Schuldigen seien. Es ist kaum zu erwarten, dass diese jemals dingfest gemacht und zur Verantwortung gezogen werden.