Kaffeefunk

FTD: Tchibo will o2-Produkte vermarkten (aktualisiert)

Kaffeeröster will zum Weihnachtsgeschäft eigene Verträge anbieten
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Der Hamburger Konsumgüterkonzern Tchibo will nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) zum Weihnachtsgeschäft erstmals auch eigene Handy-Verträge anbieten. Dafür wolle Tchibo dem kleinsten deutschen Mobilfunknetzbetreiber o2 Kontingente an Gesprächsminuten abkaufen und dann Angebote unter eigenem Namen machen, berichtete die Zeitung. Tchibo werde in seinen Shops Handys mit vorausbezahlten Guthabenkarten (Prepaid) anbieten.

Inzwischen heißt es, dass der Kaffeeröster mit dem Netzbetreiber o2 ein gleichberechtigtes Gemeinschaftsunternehmen gegründet habe. Details der Zusammenarbeit würden in den kommenden zwölf Monaten geklärt, sagte ein o2-Sprecher heute in München. Ein Tchibo-Sprecher bestätigte in Hamburg diese Angaben. Weitere Details sollen erst demnächst bekannt gegeben werden. Dass erste Angebote zum Weihnachtsgeschäft bereit stehen sollen, bestätigten beide Sprecher nicht. Es hieß, der Zeitrahmen sei offen.

Mit Tchibo gehe damit in Deutschland der erste virtuelle Mobilfunknetzbetreiber (MVNO, Mobile Virtual Network Operator) an den Start, schreibt die Zeitung weiter. Mit MVNO werden Anbieter bezeichnet, die eigene Verträge vermarkten, aber kein Netz haben und sich die nötigen Minuten für ihre Kunden von Netzbesitzern kaufen. Das tun Service-Provider wie debitel oder Talkline allerdings auch - neben den Original-Verträgen der Netzbetreiber haben die Service-Provider auch "selbstgestrickte" Angebote im Programm.

Ein MVNO verfügt üblicherweise über eine eigene Mobilfunknetzzentrale und über ein eigenes Abrechnungssystem. Weil Tchibo aber nur Prepaid-Produkte anbieten will, spart sich das Unternehmen das Schreiben von Rechnungen - die Frage ist, ob man da tatsächlich von einem virtuellen Mobilfunkbetreiber sprechen kann, oder ob Tchibo "nur" der erste Service-Provider für Netzbetreiber o2 ist. Im Jahr 2000 hatte der Kaffeeröster im Rahmen einer Sonderaktion Prepaid-Pakete von Vodafone angeboten.

Branchenexperten erwarten europaweit eine Welle von Auftritten virtueller Anbieter und in der Folge einen verstärkten Wettbewerb und Preisdruck im Mobilfunkmarkt. Auch der schwedische Netzbetreiber Tele2 will einen neuen Anlauf starten, in Deutschland wie schon in anderen Ländern als MVNO anzutreten. "Wir diskutieren derzeit mit dem deutschen Regulierer die Bedingungen für einen Start als MVNO", sagte Tele2-Manager Anders Olsson der "FTD".

Im vergangenen September hatte die o2-Muttergesellschaft mm02 bereits eine vergleichbare Vereinbarung mit der britischen Lebensmittelkette Tesco geschlossen. Das britische Gemeinschaftsunternehmen hat bislang 250 000 Kunden für sich gewonnen. Ob in Deutschland weitere Kooperationen geplant sind, war bisher nicht zu erfahren.