Marktbelebung

Rufummernportierung: T-Mobile USA erfolgreich

Seit November 2003 können Mobilfunkkunden in den USA ihre Rufnummern beim Betreiberwechsel mitnehmen
Von Marie-Anne Winter

In den USA wurden die Möglichkeit zur Mitnahme der Mobilfunknummer von den Anbietern ähnlich skeptisch betrachtet, wie es auch in Deutschland vor der Einführung der MNP der Fall war. Noch im Frühjahr 2003 lästerten US-Brancheninsider, dass eine Marktbelebung durch diesen Service ähnlich realistisch sei wie ein Fisch auf einem Fahrrad. Doch auch Gerichtsverfahren konnten die Einführung des von den Kunden gewünschten Services nicht verhindern, sondern nur verzögern - auch das kennen wir schon von der Einführung der Rufnummernmitnahme in Deutschland. In den USA hat es zwar ein Jahr länger gedauert, aber auch dort können die Mobilfunkkunden seit dem 24. November 2003 ihre alte Mobilfunknummer mitnehmen, wenn sie den Netzbetreiber wechseln.

Allerdings ist die Wechselfreiheit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten geografisch beschränkt: Die Rufnummermitnahme ist nur möglich, wenn man zu einem anderen Anbieter wechselt, der ebenfalls in der Heimatregion am Markt ist. Will man seine Nummer beim Umzug von New York nach Los Angeles behalten, so hat man ein Problem. Auch auf dem flachen Land kann es schwierig werden, die Rufnummernmitnahme ist erst einmal auf die 100 Top-Märkte beschränkt und soll erst nach und nach ausgeweitet werden.

Zahlreiche Hürden

Eine weitere Schwierigkeit in den USA ist, dass es dort mehr Netzbetreiber gibt als hierzulande - sechs große Anbieter rangeln um die Kunden. Um die Nummern portieren zu können, müssen sie untereinander kooperieren. Und je mehr Netzbetreiber miteinander entsprechende Kooperationsvereinbarungen treffen müssen, desto schwieriger wird es. Außerdem benutzen die US-Anbieter auch noch verschiedene Mobilfunktechnologien. Neben den in Europa verbreiteten GSM-Standard, den Cingular, AT&T Wireless [Link entfernt] und T-Mobile USA [Link entfernt] einsetzen, gibt es weitere Standards: Marktführer Verizon Wireless sowie Sprint PCS benutzen den amerikanischen Standard CDMA. Nextel dagegen hat auf die so genannte iDEN-Technik gesetzt, mit der die Handys zusätzlich mit Walkie-Talkie-Funktionen (PTT) ausgestattet werden können. Diese Funktion ist mittlerweile so beliebt, dass nun auch andere Netzbetreiber nachgerüstet haben, um diese spezielle Form der Instant-Telefonie anbieten zu können. Das bedeutet, dass die Kunden nun zwar ihre Nummer behalten können, unter Umständen aber ein neues Handy brauchen, weil das alte im Netz des neuen Betreibers nicht funktioniert.

US-Kunden durchaus wechselbereit

Inzwischen scheint der Fisch trotzdem auf's Fahrrad gekommen zu sein, denn es wird berichtet, dass zumindest einige Anbieter seit Ende November einen überdurchschnittlichen Kundenansturm erleben. Gerade der kleinste Betreiber, T-Mobile USA, scheint zu den Gewinnern der neuen Möglichkeit gehören. Laut einer Meldung vom 25. November lag die Anzahl der interessierten Kunden am ersten Tag der Rufnummernportabilität um 400 Prozent über dem sonstigen Tagesdurchschnitt. Auch Verizon und Cingular meldeten überdurchschnittliche Abschlüsse, wenn auch in bescheidenerem Umfang. Unter Branchenkennern galt allerdings als ausgemacht, dass Marktführer Verizon Hauptprofiteur der Rufummernportabilität sein würde. Dieser Anbieter böte zwar nicht die günstigsten Konditionen, aber verfüge über das am besten ausgebaute Netz. Und dafür seien Kunden bereit zu zahlen.

Wie sich die Mitnahmemöglichkeit der Rufnummer langfristig tatsächlich auf die Churn-Rate - also auf die Prozentzahl der Kunden, die nach Ablauf ihrer Verträge zu anderen Anbietern abwandern - auswirken wird, bleibt abzuwarten. Von T-Mobile USA kommen derzeit jedenfalls positive Nachrichten über den Atlantik. Nach den Worten von Brian Kirkpatrick, Finanzchef von T-Mobile USA, kommen für jeden abgehenden Kunden, der seine Nummer mitnimmt, zwei neue zur US-amerikanischen Tochter der Deutschen Telekom. In Deutschland hat die Rufnummernportabilität weniger Auswirkungen auf T-Mobile, beim hiesigen Marktführer sollen die Abgänge leicht über den Zugewinnen liegen. Der deutsche MNP-Gewinner ist wie in den USA auch der kleinste Netzbetreiber, in diesem Fall o2 Germany. Weitere Informationen zur Rufnummernportierung finden Sie auf unseren Info-Seiten und in der Meldung mit dem Rückblick auf das erste Jahr der MNP.