Rettung

Comeback für Iridium

Pentagon zahlt 36 Millionen Dollar im Jahr für unbegrenzte Nutzung des Satellitentelefonnetzes
Von Volker Schäfer

Die Zukunft des Satellitenhandynetzes Iridium ist gesichert. Presseberichten zufolge zahlt das amerikanische Verteidigungsministerium künftig 36 Millionen Dollar im Jahr in die Kasse des im März 2000 Bankrott gegangenen Unternehmens. Dafür kann das Pentagon das Satellitennetz künftig unbegrenzt nutzen. Seinen Bestand von zurzeit etwa 1.600 Iridium-Handys will das Pentagon mittelfristig auf 20.000 erweitern.

Schon bisher nutzte das amerikanische Militär die Dienste des ersten flächendeckenden Mobilfunknetzes der Welt, das statt erhoffter zwei Millionen nur rund 55.000 zivile Kunden angezogen hatte. Unter anderem im Balkan-Krieg und bei den Rettungsmaßnahmen nach der Unwetter-Katastrophe in Mosambik wurde Iridium zur Kommunikation genutzt. Vorteil des auf dem GSM-Standard basierenden Systems sei vor allem die Möglichkeit der verschlüsselten Sprachkommunikation.

Schon vor einigen Wochen deutete sich ein Fortbestand des Satellitennetzes an, nachdem der Boeing-Konzern bekannt gab, die Hauptanteile an der Iridium-Betreibergesellschaft zu übernehmen. Motorola, das weiterhin die Steuerung der Satelliten übernimmt, hält zunächst noch einen kleinen Minderheitsanteil. Nachdem das Pentagon nun die Finanzspritze zusagte, die sich Iridium ursprünglich schon im Frühjahr erhofft hatte, stimmte nun auch das Konkursgericht der Übernahme der alten Iridium LLC durch die neugegründete Gesellschaft Iridium Satellite LLC zu.

Motorola wollte ursprünglich die insgesamt 72 Satelliten des Systems zerstören und in der Erdatmosphäre verglühen lassen. Nachdem sich doch noch eine Rettung abzeichnete, wurden diese Pläne wieder fallen gelassen. Lediglich ein nicht mehr funktionstüchtiger Reservesatellit wurde tatsächlich zum kontrollierten Absturz gebracht.

Bleibt abzuwarten, wann das Iridium-Netz auch wieder für zivile Kunden geöffnet wird. Die meisten Gateways haben ihren Betrieb im Laufe des Sommers eingestellt, die SIM-Karten der Satphone-Fans wurden abgeschaltet, Motorola hat sogar die Endgeräte von Kunden, die ihr Handy erst in diesem Jahr gekauft haben, wieder zurückgenommen.

Nun müssen Roamingabkommen neu abgeschlossen, Gateways wieder eröffnet und Telefone neu verkauft werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem das bislang nicht verkaufte Handy-Modell Motorola 9510, das kaum größer als ein Timeport für terrestrischen GSM-Mobilfunk ist. Sollte dieses Telefon zu einem attraktiven Preis auf den Markt kommen und Iridium faire Tarife anbieten, dürfte einem Erfolg des wieder auferstandenen Netzes nichts im Weg stehen.