NFC

Apple Pay in Europa: Bezahldienst trifft auf Hindernisse

Die geplante Einschrän­kung der Gebühren bei Karten­zah­lungen in der EU soll Händler und Verbrau­cher entlasten. Für Handy-Bezahl­dienste wie Apple Pay könnte dies aber zu einer Hürde werden: Denn genau das ist die Stelle, an der sie mitver­dienen wollen.
Von Marleen Frontzeck-Hornke / dpa

Stößt Apple Pay auf europäische Hürde Stößt Apple Pay auf europäische Hürde?
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In den USA gab Apple zwei Monate nach dem Start gerade Dutzende neue Partner für seinen iPhone-Bezahl­dienst bekannt - Euro­päer könnten aber noch einige Zeit darauf warten müssen. "Es würde mich wundern, wenn es schnell gehen würde", sagt Zahlungs­verkehrs­experte Oliver Hommel von der Unternehmens­beratung Accen­ture. Grund seien die EU-Pläne, die Gebühren bei Karten­zahlungen zu kappen. Denn genau das ist die Stelle in der Geschäfts­kette, an der auch Apple mitver­dienen will.

Es geht um die Verarbeitungs­gebühren, die Kredit­karten-Firmen und Banken von den Einzel­händlern verlangen. Künftig sollen die Gebühren bei Kredit­karten höchs­tens 0,3 Prozent des Kauf­preises betragen dürfen, bei EC- und anderen Bank­karten 0,2 Prozent. Das könne für Apple Pay zu einer Hürde in Europa werden. "Es dürfte auf große Schwie­rig­keiten stoßen, weil das Geschäfts­modell unter den neuen regu­lierten Bedin­gungen hier in Europa nur schwer funk­tio­nieren kann", sagt Hommel.

Apple-Pay-Team für Europa, Afrika und den Mitt­leren Osten

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Denn Apple will nach bishe­rigen Infor­mationen von den Banken und Kredit­karten-Firmen eine Gebühr von 0,15 Prozent des Zahl­betrags. Der wäre nach den künf­tigen Rege­lungen die Hälfte der Erlöse bei Kredit­karten-Zahlungen und sogar drei Viertel bei Bank­karten. Es sei "nicht leicht vorstellbar", dass die euro­päi­schen Insti­tute sich darauf einlassen könnten, sagt Hommel.

"Das Haupt­pro­blem ist, dass der Verteilungs­spielraum in der Wert­schöp­fungs­kette durch die geplante Regu­lie­rung extrem einge­schränkt wird." Alle, die als Mittels­männer agieren, wären davon betroffen: Zahlungs­abwickler haben weniger Luft, noch etwas etwa an Telekom-Anbieter, Apple oder Google abzu­geben. Wann die neuen Rege­lungen greifen, ist noch offen. Die Eckpunkte wurden beim Euro­papar­lament mit Vertre­tern der 28 EU-Mitglied­staaten fest­gezurrt. Der Plan muss noch von der Volks­ver­tre­tung und dem EU-Minis­terrat förm­lich bestä­tigt werden. Stel­len­anzeigen offen­baren unter­dessen, dass der iPhone-Konzern ein Apple-Pay-Team für Europa, Afrika und den Mitt­leren Osten zusam­men­stellt. Apple machte bisher keine Angaben dazu, wann der Bezahl­dienst in Europa starten könnte.

Gutes Debüt von Apple Pay in den USA

Im Start-Markt USA gibt es Zeichen für ein gutes Debüt von Apple Pay, auch wenn es bisher nur lücken­hafte Infor­mationen gab. So gab Konzern­chef Tim Cook bekannt, dass in den ersten drei Tagen eine Million Kunden bei Apple Pay einstiegen - seitdem gab es aber keine weiteren Nutzer­zahlen. McDonald's erklärte, die Hälfte der kontakt­losen Zahlungen per NFC-Funk sei im November über Apple Pay abge­wickelt worden - ließ aber offen, wie viele es insge­samt waren. Der Öko-Lebens­mit­tel­händler Whole Foods berich­tete von 150 000 Bezahl­vor­gängen in den ersten Tagen - danach gab es aber keine neuen Zahlen.

Eine Koali­tion großer ameri­kani­scher Einzel­händler mit Plänen für ein eigenes Smart­phone-Bezahl­system war jedoch so alar­miert, dass einige von ihnen kurzer­hand das kontakt­lose Bezahlen per NFC in ihren Läden ganz abschal­teten. Denn etwa die Droge­rie­markt-Kette CVS musste fest­stellen, dass iPhone-Nutzer auch bei ihr per Apple Pay bezahlen konnten, obwohl sie gar nicht an dem System teil­nahm. Denn für die Termi­nals ist es egal, ob der NFC-Chip in einer Plastik-Karte oder einem Telefon steckt. Genauso funk­tio­niert die Tech­nologie bereits auch für ameri­kani­sche Apple-Kunden an den entspre­chend ausge­rüs­teten Kassen in Europa.

Die im Konsor­tium MCX zusam­men­geschlos­senen ameri­kani­schen Einzel­händler hoffen jeden­falls auf ihre Markt­macht - schließ­lich ist der Super­markt-Riese Walmart darunter. Sie wollen den Bezahl­pro­zess mit den dabei entste­henden Daten selbst in der Hand behalten. Ihre bishe­rige Lösung mit Codes, die man einscannen muss, kommt aller­dings bisher kompli­zierter daher als das Apple-Pay-Verfahren, bei dem der Kunde nur seinen Finger auf den iPhone-Sensor zu legen braucht.

Mehr Infor­mationen zum Thema NFC erhalten Sie in unserem ausführ­lichen Ratgeber-Artikel: Bezahlen und mehr mit dem Handy.

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