Editorial: Apple festigt Platz 3 im Smartphonemarkt
Kamera des iPhone XS (Max)
Apple
Im Frühjahr ist der chinesische Smartphone-Hersteller und Netzwerk-Ausrüster
Huawei bei den Verkaufszahlen an Apple
vorbeigezogen. Grund hierfür ist vor allem
der Erfolg der
P20-Serie, die dank innovativer
Kamera (40 Megapixel!) und günstigem Preis von unter 1000 Euro
viele Käufer gefunden hat. Samsung belegt schon seit Jahren den ersten
Platz in den Verkaufsstatistiken und wird diesen trotz leicht sinkender
Zahlen auch nicht so schnell abgeben.
Mit der Vorstellung der neuen iPhone-Serie festigt Apple nun den Platz drei: Zwar ist das von vielen Fans sicher lang erwartete iPhone XS Max mit 6,5-Zoll-Display nun mit von der Partie. Aber die weiteren Verbesserungen dürften nicht reichen, damit Apple zahlreiche Kunden aus dem Androidlager zu sich ziehen kann.
Insbesondere verbaut Apple weiterhin dieselbe Dualkamera mit zwei 12-Megapixel-Sensoren und Blendenzahl f/1,8 (Weitwinkel) bzw. f/2,4 (2x-Zoom) wie beim Vorgänger. Die Konkurrenz ist da deutlich weiter: Samsungs aktuelle Smartphones verwenden zwar ebenfalls zwei 12-Megapixel-Sensoren, sammeln dank größerem Hauptsensor und f/1,5-Linse aber deutlich mehr Licht, was bessere Fotos ermöglicht. Huawei wiederum verbaut einen noch größeren Sensor und die Zoom-Linse vergrößert um den Faktor 3, nicht nur um den Faktor 2. Bei unserem großen Kamera-Vergleichstest zwischen iPhone X, Samsung Galaxy S9 Plus und Huawei P20 Pro schaffte es das iPhone X nur auf den dritten Platz. Selbst, wenn es sicher Software-Verbesserungen mit dem neuen iOS-Release gibt, dürften diese nicht reichen, um die Konkurrenz einzuholen oder gar an ihr vorbeizuziehen.
Beim Hauptprozessor scheint laut ersten geleakten Benchmarks der neue A12-Chip von Apple trotz Fertigung im 7-nm-Verfahren keine großen Performance-Sprünge im Vergleich zum Vorgänger zu machen. Der von Huawei für das kommende Mate 20 Pro angekündigte Hauptprozessor Kirin 980, der ebenfalls in 7 nm gefertigt wird, verspricht mehr, muss aber auch noch zeigen, ob er die Erwartungen auch erfüllt.
Auch die Standard-Speicherausstattung der neuen iPhones ist mit 64 GB recht mager. Sicher wird die Mehrheit der Käufer zu den größeren Varianten mit 256 oder 512 GB greifen. Beim "kleinen" iPhone XR fehlt gar die 512-GB-Variante, hier ist bei 256 GB Schluss. Da der Speicher nicht erweiterbar ist, und iPhones zumeist eine Nutzungsdauer von vielen Jahren aufweisen, können die 256 GB durchaus knapp werden, wenn man seine Foto- und Videosammlung stets bei sich haben und nicht in die Cloud auslagern will.
Gesamtsystem entscheidet
Kamera des iPhone XS (Max)
Apple
Natürlich kommt es bei einem Smartphone nicht nur auf die Spezifikationen
an, sondern auch auf die Abstimmung des Gesamtsystems. Bei letzterer
liegt Apple traditionell vorne. Doch der Vorsprung schrumpft. Und bei
einem Kaufpreis von 1 649 Euro für das Spitzenmodell schwindet
auch der wichtigste Vorteil von Apple, nämlich die höhere Nutzungsdauer:
Für die Hälfte dieses Betrags kann man sich auch ein aktuelles Top-Gerät
von Huawei oder Samsung kaufen, und in zwei Jahren für die andere Hälfte
des iPhone-Kaufpreises erneut ein Android-Spitzengerät leisten.
Schaut man allerdings nicht auf die Stückzahlen, sondern auf Umsatz und Gewinn, dann wird die Strategie Apples hingegen sicher weiter aufgehen: Beim Gewinn ist der Konzern uneinholbar.