Adressable TV

Fernbedienung adé! TV-Sprachsteuerung kommt noch 2018

Nachdem Sprachassistenten die Haushalte erobern, soll sich demnächst auch der Fernseher mittels Sprache steuern lassen. waipu.tv kündigt an, noch 2018 eine Sprachsteuerung einzuführen - damit kommt auch die personalisierte Werbung auf den TV.
Von der Anga Com in Köln berichtet Marc Hankmann

waipu.tv Burst Michael Burst kündigte auf der ANGA Com für waipu.tv eine Sprachsteuerung an
MH Media
Die Auswahl an TV-Sendern und on-Demand-Videos wird immer größer. Damit der Zuschauer noch die Sendungen und Programme findet, die ihn interes­sieren, braucht es digitale Assistenten wie etwa Empfehlungssysteme. "Der Rettungsring in dieser Content-Flut ist die Personalisierung", sagte André Prahl, Vorsitzender der Deutschen TV-Plattform, auf der ANGA Com in Köln. Allerdings steht die Entwicklung noch sehr am Anfang, insbesondere wenn es darum geht, den Zuschauer nicht in eine Filter Bubble zu setzen, ihm also aufgrund seiner Sehgewohnheiten immerzu ähnliche Inhalte vorzuschlagen. "Es muss gelingen, den Zuschauer über den eigenen Tellerand hinaus zu begeistern", erklärt Michael Burst, Media Research Expert bei Exaring, dem Betreiber von waipu.tv.

waipu.tv Burst Michael Burst kündigte auf der ANGA Com für waipu.tv eine Sprachsteuerung an
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Immerhin: Die Sprachsteuerung für den Fernseher soll noch in diesem Jahr kommen. Das kündigte Burst zumindest für seine Plattform waipu.tv an. Dass der Zuschauer aber auf eine Weise mit einem Empfehlungssystem kommuniziert, dass es ihm aufgrund seiner Stimmung passende TV-Inhalte präsentiert, ist noch Zukunftsmusik. Dagegen ist heute bereits möglich, während einer Sendung, zum Beispiel einer Talkshow, das Sehverhalten der Zuschauer zu tracken. Schalten sie beispielsweise bei einem Talkgast um, kann man den Moderator darauf hinweisen, die übrigen Gäste mehr zu Wort kommen zu lassen.

Kein Ersatz, sondern Ergänzung

Für solche Anwendungsszenarien wird der Fernsehstandard HbbTV genutzt, um Daten über den Zuschauer zu sammeln. Diese Daten werden auch dazu genutzt, um personalisierte Werbung auszuspielen. Das Marktpotenzial ist groß. In deutschen Haushalten stehen 20 Millionen Smart-TV-Geräte, die entsprech­enden Daten SevenOne Media, Wagner, Anga Com SevenOne-Media-Geschäftsführer Thomas Wagner glaubt, dass personalisierte Werbung den klassiscen TV-Werbespot ergänzen wird
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sammeln. Droht also der gläserne Zuschauer? "Es geht nicht darum, Direkt­marketing zu machen", erläutert Exaring-Experte Burst. Laut Stefan Arbanowski, Director Future Applications and Media bei Fraunhofer FOKUS, ist Fernsehen immer noch ein Massenmedium, bei dem viele das Gleiche tun.

Das personalisierte Werbung beim Zuschauer ankommt, erläuterte Thomas Wagner, Geschäftsführer des ProSiebenSat.1-Vermarkters SevenOne Media, auf der ANGA Com. Im Rahmen einer Eyetracking-Studie nahmen 80 Prozent der Teilnehmer personalisierte Werbung wahr, 50 Prozent sahen sie als akzeptables Werbemittel an. Wagner ist sich daher sicher, dass personalisierte Werbung den klassischen Werbespot zwar nicht ersetzen, ihn aber durchaus ergänzen wird.

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