Vor- und Nachteile

Original oder abgewandelt: Android gegen Android

Während Stock Android für schnelle Updates steht, bekommen Nutzer von angepassten Android-Versionen der Smartphone-Hersteller üblicherweise mehr Funktionen geboten. Es gibt Nachteile, aber auch gute Argumente für beide Seiten.
Von Björn König

Verschiedene Android-Smartphones Android ist in vielen Varianten verfügbar.
Fotos: Hersteller, Montage: teltarif.de
Wer sich für ein Apple-Smartphone entscheidet, muss sich um das Betriebssystem keine Gedanken machen. Alle iPhones werden mit dem gleichen, aktuellsten System ausgeliefert und bekommen regelmäßige Updates. Bei Herstellern von Android-Geräten wie Samsung, Huawei, Nokia oder aber Google selbst sieht die Sache schon etwas anders aus. Android ist nämlich ein quelloffenes Linux-Betriebssystem, welches die Hardware-Hersteller nach eigenen Bedürfnissen anpassen können. Das hat Vor- und Nachteile, auf die wir nun näher eingehen möchten. Potenzielle Smartphone-Käufer sollten vorab genau abwägen, welche der folgenden Faktoren für sie besonders wichtig sind, um möglichst lange Freude an dem Gerät zu haben. Verschiedene Android-Smartphones Android ist in vielen Varianten verfügbar.
Fotos: Hersteller, Montage: teltarif.de

Stock Android

Der Begriff "Stock Android" taucht immer wieder auf, doch viele Smartphone-Nutzer können sich darunter nicht wirklich viel vorstellen. Kurz gesagt: Dabei handelt es sich um ein Android-Betriebssystem "Out Of The Box". In der Regel ist darunter zu verstehen, dass der Nutzer ein exaktes Abbild von Android erhält, wie es von Google selbst erstellt wurde. Mit anderen Worten: Es gibt keine optischen Anpassungen durch den Smartphone-Hersteller, insbesondere keine Veränderungen am Launcher, am Funktionsumfang und keine Drittanbieter-Apps. Google-Apps, wie beispielsweise G-Mail, der Chrome-Browser oder die Google-Suche sind hingegen vorinstalliert. Eine solche Variante des Betriebssystems vermarktet Google selbst bzw. gegenüber Geräteherstellern unter dem Namen "Android One". Der wohl bekannteste Hersteller von Geräten mit Android One dürfte aktuell HMD Global mit seinen Nokia-Smartphones sein.

Für die Finnen ist das ein starkes Verkaufsargument, so versprechen sie für alle ihre Geräte nicht nur zügige Sicherheitsupdates, sondern auch mindestens einen großen Versionssprung. So erhält beispielsweise das schon etwas betagtere Modell Nokia 3, welches ursprünglich mit der Version Android 7 Nougat ausgeliefert wurde, im ersten Quartal dieses Jahres sogar ein Update auf Android 9 Pie. Das ist durchaus bemerkenswert für ein Smartphone, das bei manchen Elektronikketten mittlerweile im Angebot für rund 80 bis 90 Euro über die Ladentheke geht und sich damit im unteren Preissegment bewegt.

Üblicherweise haben Hersteller günstigerer Geräte kein großes Interesse, diese mit Software-Updates aktuell zu halten. Dies ist für sie schlichtweg zu aufwändig, vielmehr sollen potenzielle Kunden lieber zu einem neuen Gerät greifen. Und damit werden die Nachteile von Stock Android auch schnell offensichtlich: Einerseits gibt es eine vergleichsweise geringe Auswahl an entsprechenden Geräten und diese sind oftmals auch noch teurer. Zudem ist der Funktionsumfang niedriger bzw. muss durch die Installation von Drittanbieter-Apps manuell erweitert werden. Dies wiederum ist für unerfahrene Anwender mühsam und lästig.

Angepasstes Android

Auf der anderen Seite stehen große Hersteller wie die oben bereits erwähnten Samsung und Huawei, welche das quelloffene System nutzen, um sich mit eigenen, angepassten Android-Versionen von der Konkurrenz zu unterscheiden. Wie das konkret aussehen kann, zeigte Huawei in der Vergangenheit mit seiner Kreation Emotion UI (EMUI). Um auf den eigenen Smartphones ein "Apple-Feeling" zu erzeugen, haben die Chinesen beispielsweise den klassischen App-Drawer ersetzt. So erfolgte der Zugriff auf Anwendungen per Swipe, wie man es auf iPhones gewöhnt ist.

Der Hintergedanke dabei ist relativ klar: Huawei wollte Apple-Nutzer dazu bewegen, auf die eigenen Geräte umzusteigen. Und das ist natürlich einfacher, wenn man sich bei der Bedienung nicht wesentlich umstellen muss. Da dies jedoch von Google nicht vorgesehen war, entwickelte Huawei einfach eine eigene Variante des Android-Launchers. Darüber hinaus gibt es natürlich eine ganze Menge anderer Funktionen, so unter anderem einen eigenen E-Mail-Client, Service-App, Cloud-Speicher, eigene Wallpaper und Designs bis hin zur Taschenlampen-App. Damit all diese Erweiterungen nicht nachträglich installiert werden müssen, sind sie bereits ab Werk in die Android-Versionen der Hersteller integriert.

Angepasste Versionen von Android finden sich aber häufig nicht nur auf Geräten von bekannten, großen Marken. Gerade auch viele kleinere, unbekannte Hersteller auf Online-Marktplätzen setzen sehr häufig auch angepasste Software-Versionen ein. Gerade dies sollte aber besonders kritisch gesehen werden. Neben ausbleibenden Versions- und Sicherheitsupdates fallen insbesondere günstigere China-Smartphones durch überproportional häufig installierte Bloatware auf oder schlimmer noch: Die Software enthält eine Backdoor, durch die das Gerät ausspioniert werden kann. Prinzipiell sollte man sich genau überlegen, ob man ein solch hohes Sicherheitsrisiko eingehen will, schließlich wird das Smartphone heute für sehr viele sensible Anwendungen, wie beispielsweise der Nutzung von Banking-Apps, E-Mail-Verkehr, Messaging oder sogar Identifikationen und Zahlungstransaktionen eingesetzt.

Eigenschaften von Stock-Android und Hersteller-UI in der Übersicht

Eigenschaften von Stock-Android Eigenschaften von Hersteller-UI
Schnellere Updates, Versionssprünge Oft nur Sicherheitsupdates
Gleiches UI auf allen Geräten Größerer Funktionsumfang ab Werk
Oft weniger Speicherverbrauch Bloatware/höherer Speicherverbrauch
Google-Apps vorinstalliert Google-Apps vorinstalliert, oft eigene Lösungen
Geringe Hardware-Verfügbarkeit (z.B. im Android One-Programm) Hohe Hardware-Verfügbarkeit (z.B. von Huawei, Samsung u.a. großen Herstellern)
Höhere Auswahl im mittleren und gehobenen Preissegment Sehr breite Auswahl im unteren Preissegment

Fazit

Im Endeffekt muss natürlich jeder Smartphone-Nutzer für sich selbst entscheiden, was für ihn wichtiger ist: Schnelle und verlässliche Updates oder ein sehr individuelles Betriebssystem. Dennoch sollte man sich stets vor Augen führen, dass Updates ausgesprochen wichtig sind, denn auch sie garantieren neue Funktionen. Jeder Versionssprung von Android bringt weitere Features und beseitigt Fehler.

Nutzer diverser Smartphones ohne Android One bleiben dabei in vielen Fällen schlicht außen vor. Außerdem bedeutet ein pures Android natürlich nicht, dass man das Smartphone nicht selbst den eigenen Wünschen anpassen kann. Es gibt allein im Google Play Store unzählige Apps mit denen man oftmals die gleichen oder ähnliche Features erzeugen kann, wie sie von den großen Smartphone-Produzenten ab Werk mitgeliefert werden. Zusammengefasst spricht also durchaus eine ganze Menge dafür, von Anfang an ein Gerät mit Stock Android zu wählen, zumal die Geräte dank Hersteller wie HMD Global/Nokia mittlerweile auch im unteren Preissegment verfügbar sind.

Mehr zum Thema Google Android