Themenspezial: Verbraucher & Service Kritik

Verbraucher­zentrale nennt Amazon Prime Day aufgeblasen

Die Verbraucher­zentrale NRW zieht nach dem Prime Day ein weitaus weniger gutes Fazit als Amazon. Viele Angebote seien aufgeblasen gewesen und Amazon habe Markt­schreier-Methoden angewandt, um Produkte zu bewerben.
Von Rita Deutschbein

Verbraucherzentrale nennt Amazon Prime Day aufgeblasen Amazon Prime Day ist beendet
Bild: Amazon
Gestern fand der lange angekündigte Amazon Prime Day statt. Der Online-Händler zieht eine positive Bilanz und bezeichnet den Prime Day als "stärksten Verkaufstag aller Zeiten bei Amazon.de". Am zweiten Prime Day der Geschichte seien mehr als 7 Millionen Produkte verkauft worden, was das Event erfolgreicher als jeden bislang in Deutschland statt­gefundenen Cyber Monday oder Black Friday mache. Zu den beliebtesten Produkten bei den Kunden gehörten laut Angaben des Händlers der Fire TV Stick sowie der Kindle Paperwhite. Außerdem wurden über 275 000 Paar Schuhe, über 255 000 Spielwaren und tausende Parfums und Haushaltsartikel verkauft. Die Verbraucher­zentrale Nordrhein-Westfalen [Link entfernt] betrachtet den Prime Day hingegen kritischer und bezeichnet die Rabatte als aufgeblasen.

Verbraucherzentrale nennt Amazon Prime Day aufgeblasen Amazon Prime Day ist beendet
Bild: Amazon
Dass nur Prime-Kunden überhaupt am Prime Day teilnehmen konnten, wird von der Verbraucher­zentrale NRW zwar bemängelt, noch negativer fallen allerdings Amazons Markt­schreier-Methoden ins Gewicht. Bei vielen Angeboten habe es sich nicht um Top-Produkte gehandelt. Verkauft wurden stattdessen "Ladenhüter", für die "ein neueres Modell vorhanden" seien. Von 100 Produkten, die die Verbraucher­schützer überprüften haben, finden sich gerade sechs aktuell in den Top 10 der jeweiligen Bestseller­liste auf Amazon.

Aufgeblasene Rabatte

Amazon hat den Prime Day mit Extra-Preis­nachlässen von bis zu 50 oder 70 Prozent, bei "weltweit über 100 000 Angeboten" beworben. Der Rabatt bezieht sich allerdings häufig auf die UVP, also einem in der Regel viel zu hoch angesetzten Vergleichs­preis. Wirft man hingegen einen Blick auf den regulären Straßenpreis, schrumpft die Ersparnis in vielen Fällen von 50 auf 20 Prozent. Und die Verbraucher­zentrale rügt weiter: "Noch ominöser wird es, wenn Amazon sich auf fiktive 'Statt'-Preise bezieht, die der Branchen­riese selbst nicht nimmt."

Viele Kunden haben bei derartigen Aktionen allerdings wenig Gelegenheit, die vermeintlichen Angebote vor dem Kauf zu prüfen. Denn Amazon baut durch zeitlich und mengenmäßig begrenzte Offerten einen enormen Druck bei den Kunden auf. Daher ist es nicht verwunderlich, dass einige recht schnell den "Kaufen"-Button drücken, wenn sie einen Artikel interessant finden.

Im Normalfall sollte ein übereilt getätigter Kauf kein Problem darstellen. Amazon gesteht seinen Kunden schließlich ein 30-tägiges Rückgaberecht zu, wenn auch zum Teil Kosten für den Rückversand berechnet werden. Viele Kunden sind mittlerweile aber durch die bekannt­gewordenen Konto-Sperrungen bei Amazon verunsichert. Denn es häufen sich seit einigen Monaten die Fälle, bei denen Kunden nach Ansicht von Amazon zu oft Artikel retourniert haben und deren Konto daraufhin auf Lebenszeit gesperrt wurde.

Die Verbraucherzentrale NRW gibt daher für vergleichbare Aktionen wie dem Prime Day einen Rat: Kunden sollten trotz des Rummels gelassen bleiben und jedes Angebot vor dem Kauf genau überprüfen. Dafür gibt es im Internet diverse kostenlose Preis­suchmaschinen.

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