Kassenlose Zukunft

Kassenloser Einkauf: Haben Amazon Go & Snabble Chancen?

Wenn Amazon die Real-Supermärkte von der Handelskette Metro übernehmen sollte, könnte Amazon Go schon bald in ersten deutschen Supermärkten Einzug halten. Kassenloses Einkaufen bietet aber auch ein deutsches Start-Up aus Bonn. Die Frage ist jedoch, ob solche Systeme in Deutschland überhaupt eine Chance haben.
Von Björn König /

Chancen für Kassen-loses Zahlen im Supermarkt? Chancen für Kassen-loses Zahlen im Supermarkt?
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Für viele Leser der Wirtschaftspresse war diese Meldung vor einigen Wochen nur eine bedeutungslose Randnotiz: Der Düsseldorfer Handelskonzern Metro will sich von seinen bundesweit 280 „real“-Supermärkten trennen. Interessant ist in diesem Zusammenhang allerdings eher ein potenzieller Käufer: Dem US-Handelsriesen Amazon wurden Handelsexperten zufolge gute Chancen eingeräumt, die Supermarktkette als Ganzes zu übernehmen.

In den USA selbst betreibt Amazon bereits ein stationäres Filialnetz unter der Marke Amazon Go. Wer die Verkaufsräume des US-Giganten betritt, kann sein Portemonnaie in der Jacke stecken lassen. Auf der anderen Seite ist das Smartphone und ein Amazon-Account obligatorisch. Kunden melden sich beim Betreten des Ladens mit einem Code an, in den Räumen registrieren Sensoren, welche Produkte aus den Regalen genommen und in den Warenkorb gelegt werden. Beim Verlassen einer Amazon Go-Filiale werden die Einkäufe schließlich über das eigene Amazon-Konto abgerechnet.

Bald auch in Deutschland?

Chancen für Kassen-loses Zahlen im Supermarkt? Chancen für Kassen-loses Zahlen im Supermarkt?
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Sollte Amazon bei real tatsächlich zum Zug kommen, stehen die Chancen in der Tat nicht schlecht, dass das Go-Konzept auch hierzulande eingeführt wird. Man stelle sich vor, beim Einkauf nie mehr in einer langen Schlange an der Kasse zu stehen. Dafür wird jede Bewegung der Kunden von Sensoren aufgezeichnet. Was die einen als großen Fortschritt empfinden, wirkt auf die anderen wie eine dystopische Horrorvorstellung aus dem Roman 1984 von George Orwell. Wieder kommt die Gesellschaft dem totalitären Überwachungsstaat einen Schritt näher.

Obwohl die Technik sowohl aus Perspektive des Handels wie auch der Kunden erhebliche Vorteile mit sich bringt, dürfte die Umsetzung im konservativen und hin und wieder innovationsfeindlichen Deutschland eher auf Skepsis stoßen. Man denke alleine daran, wie schwer sich die Deutschen nach wie vor beim Thema NFC respektive Smartphone-Zahlungen tun. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass sich Amazon mit seinem Konzept in Deutschland durchsetzen sollte, wäre das für die Technologie noch längst kein Durchbruch in der Fläche. Andere Einzelhändler müssten beim Thema kassenloser Checkout auf offene Systeme setzen.

Snabble als Alternative

Eine Alternative mit deutlich weniger Überwachung wird unter anderem bei Knauber und Edeka Paschmann unter dem Namen „Snabble“ getestet. Die Grundidee ist dabei jedoch identisch: Kunden betreten den Laden zunächst mit ihrem Smartphone. Allerdings werden dann keine Kameras eingesetzt, um die entnommen Waren zu scannen. Vielmehr erledigt der Kunde diesen Schritt selbst. Er fotografiert den Produkt-Barcode mit seiner Snabble-App. Auch hier erfolgt die Abrechnung bargeldlos über eine hinterlegte Zahlungsart (Girocard, Visa, Mastercard, SEPA-Lastschrift), der Kunde verlässt das Geschäft ohne sich an der Kasse anstellen zu müssen.

Das Bonner Startup Snabble sieht sich dabei ganz klar in Konkurrenz zu Amazon Go und möchte sich explizit für alle stationären Händler öffnen. Prinzipiell ist diese Lösung auch wesentlich einfacher zu implementieren, schließlich ist auf Seiten des Händlers keine aufwändige Hardwareanschaffung bzw. Installation erforderlich.

Fazit

Zunächst überwiegen bei beiden Systemen die Vorteile: Der Kunde spart beim Einkauf Zeit, der Händler auf der anderen Seite Personal. Vom technischen Standpunkt aus dürfte die Amazon-Lösung jedoch deutlich im Vorteil sein, immerhin spart der Kunde hier ebenfalls die Zeit, seine Waren mit dem Smartphone selbst zu scannen. Bezahlt wird automatisch beim Verlassen des Geschäfts. Ladendiebstähle würden bei einem solchen System vermutlich ebenso eine geringere Rolle spielen. Die große Unbekannte bleibt aber, ob solche Systeme aus Datenschutzgründen von den Kunden angenommen werden. Hier ist es schwierig, eine konkrete Zukunftsprognose abzugeben.

Vom empirischen Standpunkt aus kann man aber gewisse Entwicklungen ableiten. So setzen sich beispielsweise Kontaktlos-Zahlungen – wenn auch langsam – in Deutschland durch. Die Bequemlichkeit und Geschwindigkeit des Zahlungsvorgangs scheint doch zu überzeugen. Es ist davon auszugehen, dass sich das Amazon-Konzept aufgrund seiner Vorteile mittelfristig auch in Deutschland durchsetzen würde. Dennoch verbleibt bei vielen Kunden im Hinblick auf ihren Datenschutz wohl nicht vollkommen zu Unrecht ein unangenehmes Bauchgefühl.

Dank einer Zusammenarbeit mit PayPal steht Google Pay für fast alle Besitzer eines Android-Smartphones zur Verfügung. Die Unterstützung durch die eigene Bank ist nicht mehr erforderlich.

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