Sprachassistent Alexa: Risiken für Besucher und Kinder
Alexa hört alles - auch was die Gäste sagen.
Bild: picture alliance/Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa
Der Sprachassistent "Alexa" von Amazon birgt nach
Einschätzung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags Risiken
für Minderjährige und unbeteiligte Besucher. Konkret geht es darum,
dass Kinder persönliche Informationen preisgeben oder mit ihrer
Stimme Inhalte abrufen könnten, die für Minderjährige nicht geeignet
sind. Außerdem stellt sich die Frage, was mit Besuchern ist, die
nicht wissen, dass die Software gerade aufzeichnet - auch wenn die
Aufzeichnung in der Regel nur wenige Sekunden dauert.
In einem Gutachten stellt der Wissenschaftliche Dienst fest, Amazon dürfte der Pflicht zur Informationsvermittlung bei der Datenerhebung von Nutzern ausreichend nachkommen - "offen bleibt jedoch, wie unbeteiligte Dritte und Minderjährige von der Datensammlung ausgeschlossen werden können".
Datenverwendung unklar
Alexa hört alles - auch was die Gäste sagen.
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Mit Blick auf die USA sei außerdem unklar, "zu welchen weiteren
Zwecken Amazon seine Daten zukünftig nutzen könnte", heißt es in dem
Gutachten, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Auch ein
Datendiebstahl aus der Amazon Cloud könne nicht ausgeschlossen
werden. Aufgrund der Masse der dort gespeicherten Informationen
"könnte dies die Nutzer von "Alexa" besonders sensibel treffen".
Das Bundesinnenministerium fühlt sich in der Sache nicht zuständig. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage: "Die Nutzung der Sprachassistenten betrifft Datenverarbeitungen durch nicht öffentliche Stellen." Für diese lasse die Datenschutz-Grundverordnung der EU den nationalen Gesetzgebern so gut wie keinen Regelungsspielraum.
Kunden sollen klarere Hinweise bekommen
"Wir müssen darauf dringen, dass die Einwilligungserklärung für den Nutzer auf die Gefahren und Möglichkeiten hinweist, die mit der Übertragung und Nutzung der Daten sowie der Daten von Dritten, die sich zufällig im Raum befinden, hinweist", sagte der fraktionslose Bundestagsabgeordnete Uwe Kamann. Dies müsse detailliert erfolgen, "und nicht indem man nur einmal ein Häkchen für alles setzt". Der Wissenschaftliche Dienst hält fest: "Angaben zur Speicherungsdauer sind in den Nutzungsbedingungen von Amazon nicht ersichtlich."
Nicht nur Alexa mit Problemen
Kamann hatte den Wissenschaftlichen Dienst explizit nach "Alexa" gefragt. Er betonte jedoch: "Bei allen sprachbasierten Aufzeichnungssystemen gibt es diesen kritischen Punkt."
Die Amazon-Software sendet erst dann Sprachdaten, wenn der Nutzer ein Aktivierungswort ausspricht - zur Auswahl stehen "Alexa", "Computer", "Echo" oder "Amazon". Digitale Sprachassistenten wie Amazons Echo-Lautsprecher mit der Software "Alexa" oder "Siri" von Apple können Fragen beantworten, bestimmte Musik abspielen, Lebensmittel bestellen und andere Aufgaben erledigen. Laut einer aktuellen Studie werden sie besonders häufig in Familien genutzt.
Sperre unmöglich
Amazon bietet den Nutzern von "Alexa" zwar neuerdings mit dem Befehl "Alexa, lerne meine Stimme" die Möglichkeit, ein persönliches Stimmprofil einzurichten. Die Stimmprofile werden aber nach Angaben eines Amazon-Sprechers nur genutzt, "um das individuelle Nutzererlebnis zu verbessern". Auf den Befehl "Computer, spiele Musik" hin werden beispielsweise für verschiedene Profile unterschiedliche Titel abgespielt. Das Gerät für Kinder oder Mitbewohner zu sperren, erlaubt die neue Stimmerkennung aber nicht. "Eine zweifelsfreie biometrische Identifizierung, die Voraussetzung für das Sperren einzelner Profile, beziehungsweise die Deaktivierung von Sprachaufzeichnung einzelner Nutzer wäre, findet über Stimmprofile nicht statt", erklärte der Sprecher.
Damit können Besucher nicht sicher sein, dass nicht auch sie Spuren im Profil der Alexa-Nutzer hinterlassen. Und wie erst kürzlich bekannt geworden ist, speichert Alexa manche Sprachdateien für immer - sogar wenn man versucht sie zu löschen.