Vorsicht Fake

Abhörchips in Smartphones: Echtes Risiko oder Hirngespinst?

Sind Abhörchips in Smartphones nur ein Hirngespinst oder eine ernsthafte Gefahr? In diesem Bericht widmen wir uns diesem oft diskutierten Thema und geben Ihnen Sicherheitshinweise für Ihr Handy mit auf den Weg.
Von Andre Reinhardt

Viel Lärm um Wanzen: Nutzer werden durch Fake-Berichte verunsichert. Viel Lärm um Wanzen: Nutzer werden durch Fake-Berichte verunsichert.
Foto: mpix foto-fotolia.com/teltarif.de, Montage: teltarif.de
In einem Smartphone steckt viel Technik, zu viel für manche Geschmäcker. Die Vielfalt all der verbauten Mikrochips sorgt bei manchen Nutzern für große Skepsis bezüglich der Privatsphäre. Könnte es sein, dass in den Mobiltelefonen Abhörchips verbaut sind und Telefongesprächen gelauscht wird, Chatverläufe gesichert und Kurznachrichten (SMS) gespeichert werden? Derartige Theorien werden regelmäßig über das Internet verbreitet, wir klären in diesem Bericht über die tatsächlichen Risiken von Lauschangriffen bei Smartphones auf. Außerdem geben wir Ihnen Tipps, wie Sie das Mobilgerät besser gegen Fremdzugriffe im Allgemeinen absichern können.

Missverständnisse durch unbekannte Hardware

Viel Lärm um Wanzen: Nutzer werden durch Fake-Berichte verunsichert. Viel Lärm um Wanzen: Nutzer werden durch Fake-Berichte verunsichert.
Foto: mpix foto-fotolia.com/teltarif.de, Montage: teltarif.de
Neue Technologien in Smartphones können dazu führen, dass sie bei der Entdeckung von misstrauischen Anwendern als Spionage-Hardware identifiziert werden. So wurde in der jüngsten Vergangenheit beispielsweise das Gerücht ins Netz gestellt, dass ausnahmslos alle Mobilgeräte-Hersteller ihre Produkte verwanzen. In den sozialen Netzwerken werden die vermeintlichen Beweisvideos bis heute geteilt und weiterverbreitet. In den Clips wird eine mysteriöse Vorrichtung am Akku des Handys gezeigt. Hierbei handelt es sich lediglich um einen NFC-Chip, ein Bauteil, dass das Mobiltelefon in unmittelbarer Distanz zu einem anderen Endgerät drahtlos kommunizieren lässt. Dadurch können beispielsweise moderne Digitalkameras unkompliziert gekoppelt, Zahlungen an speziellen Terminals getätigt oder Kontakte mit einem anderen Handy ausgetauscht werden. Ein Abhörchip ist dieses Modul also nicht. Es kann sich jedoch auch noch andere, auf den ersten Blick verdächtig wirkende, Hardware im Smartphone befinden, etwa ein Qi-Modul, mit dem das Gerät drahtlos geladen werden kann.

Sind Abhörchips in Smartphones also nur ein Mythos?

Wird gerne mal für eine Wanze gehalten: Ein RFID-Chip Wird gerne mal für eine Wanze gehalten: Ein RFID-Chip
teltarif.de
Tatsächlich deutet bislang alles auf einen Aberglauben hin. Es sind zumindest keine stichhaltig bewiesenen Fälle bekannt, in denen eine Wanze in einem im Einzelhandel verkauften Smartphone gesichtet wurde. Eine wirkliche Gefahr besteht allerdings für das Handy an sich – und zwar durch übermäßig paranoide Mitbürger, die dazu animieren, das eigene Smartphone auf der Suche nach einem Abhörchip auseinanderzunehmen. Wir raten dringend davon ab, das Mobilgerät aufzuschrauben und die einzelnen Bauteile zu inspizieren. Das Resultat könnte ein defektes Handy sein, dessen Reparatur von keinem Hersteller übernommen wird. Wenn Sie Interesse am Innenleben Ihres Smartphones haben, empfehlen wir die Lektüre sogenannter Teardown-Artikel. Dort gewähren Experten Einblick auf die einzelnen Bauteile und schildern zudem, worum es sich bei den jeweiligen Komponenten handelt.

Auch auf teltarif.de finden Sie Teardowns verschiedener Geräte, so zum Beispiel eines Samsung Galaxy S5.

Auch ohne Abhörchips: Smartphones sind nicht vollständig sicher

Ansicht eines geöffneten Huawei P9, gut sichtbar der Akku. Ansicht eines geöffneten Huawei P9, gut sichtbar der Akku.
(c) iFixit
Ein extra konstruiertes Modul zum Abfangen von Gesprächen oder Übertragen von gespeicherten Informationen ist im Zeitalter der gut vernetzten Handys gar nicht mehr notwendig. Prinzipiell kann jedes Smartphone durch Spyware ausspioniert werden. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer solchen Attacke zu werden, ist allerdings nicht allzu hoch, wenn man bestimmte Vorkehrungen trifft. Das Betriebssystem des Taschentelefons sollte stets auf dem aktuellen Stand sein. Updates schließen Sicherheitslücken, die sich Hacker zunutze machen können. Achten Sie also stets darauf, dass die Software Ihres Smartphones auf dem laufenden Stand ist. Es gibt diverse Berichte von günstigen China-Handys, die mit Spyware ausgeliefert werden. Vor dem Kauf eines solchen Produkts empfehlen wir eine gründliche Recherche nach Erfahrungsberichten in einschlägigen Foren, Fachmagazinen oder Shop-Rezensionen, über die ein solches Risiko oft identifiziert werden kann.

Spionage-Apps werden offiziell angeboten

Jeder Smartphone-Nutzer kann Gebrauch von einer Spionage-Software machen. Hierbei handelt es sich jedoch um keine illegale Spyware, die das System infiltriert, sondern um Programme, die zur Überwachung dienen. Eine solche App muss direkt auf dem mobilen Endgerät von Hand installiert werden. Damit kann beispielsweise die Mobilgerät-Verwendung der eigenen Kinder protokolliert werden, auch eine Ortung ist möglich. Der Missbrauch einer solchen Anwendung ist natürlich möglich - dafür müsste der Hacker für die Installation und Einrichtung einer solchen App allerdings eine gewisse Zeit mit Ihrem Smartphone verbringen. Insofern empfiehlt es sich, das eigene Smartphone, auf dem jede Menge sensible Daten gespeichert sind, niemals anderen zu überlassen.

Unsere Tipps für einen Smartphone-Alltag ohne Lauschangriff

AVG Antivirus Free: Scannt das Smartphone nach Schadsoftware. AVG Antivirus Free: Scannt das Smartphone nach Schadsoftware.
(c) AVG
Außerdem bietet sich an, eine Software auf dem Handy zu haben, mit der man nach neugierigen Schädlingen Ausschau halten kann, beispielsweise AVG AntiVirus FREE 2017. Das regelmäßige Überprüfen und Aufspielen von Updates ist jedoch trotzdem für eine höhere Sicherheit essenziell. Außerdem sollten Sie Ihren WLAN-Hotspot stets verschlüsseln, da sich ansonsten andere Personen Zugriff auf das Netzwerk verschaffen und etwaige Hackerangriffe starten können. Im Google Play Store befinden sich leider auch immer wieder mit Spyware verseuchte Apps, lesen Sie unbedingt das Feedback zur gewünschten Software vor dem Herunterladen. Das Öffnen von unbekannten E-Mails und vor allem deren Anhängen kann ebenfalls das Tor für Trojaner und andere Schädlinge öffnen.

Viele Informationen zum Schutz vor Schadsoftware und zur Sicherheit auf dem Smartphone haben wir auf unserer Ratgeberseite zur digitalen Sicherheit für Sie zusammengestellt. Hier finden Sie auch viele weiterführende Links.

Mehr zum Thema Datensicherheit Smartphone