Nokia: 5G geht noch dieses Jahr an den Start
Rajeev Suri, Präsident und CEO des Netzwerkausrüsters Nokia, stellte heute auf dem Mobile World Congress ambitionierte Pläne für die Einführung der kommenden 5G-Netze vor: Erste kommerzielle Testläufe des Nachfolgers von 4G/LTE sollen bereits im kommenden Quartal beginnen. Dem soll der kommerzielle Start der ersten 5G-Netze noch in diesem Jahr folgen, wobei sich China und die USA ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Einsatz liefern werden. Kurz danach werden Japan und Südkorea folgen, bis ca. 2020 dann Europa und kurz darauf auch weitere Regionen, insbesondere der Mittlere Osten. Das Zurückliegen von Europa erklärte Suri damit, dass in Europa der durchschnittliche Umsatz pro Kunde deutlich niedriger als in den USA oder Japan sei. Zudem würden die Netzbetreiber durch hohen Konkurrenzdruck (drei bis vier Betreiber pro Land, in Einzelfällen sogar noch mehr) und starke Regulierung belastet. Entsprechend stünden nur geringere Investitionsmittel zur Verfügung.
Suri sieht Nokia mit 5G auf der Überholspur
Foto: teltarif.de
Damit widerspricht Nokia dem vor allem von akademischen
Marktbeobachtern, insbesondere von
Prof. Magedanz,
wiederholt geäußerten Skeptizismus,
dass es nicht den großen "big bang" geben werde, mit dem 5G startet.
Zwar bestätigte Nokia Magedanz insofern, als auch Nokia davon
ausgeht, dass für einen erfolgreichen Start von 5G viel mehr erforderlich
ist, als nur Basstationen mit einer neuen Funkfrequenz auszurüsten. Vielmehr
muss auch das Backbone-Netz für 5G komplett neu strukturiert werden. Nur:
Nokia sieht sich in der Lage, die dafür nötigen Komponenten noch dieses
Jahr in Stückzahlen zu liefern. Suri sprach davon, alle für 5G nötigen
Netzwerkkomponenten - Basisstationen, Router, Server und Controller -
aus einer Hand liefern zu können.
China könnte das erste Land sein, in dem 5G-Netze in den kommerziellen Betrieb gehen
Foto: teltarif.de^
Für Basisstationen wurde der ReefShark-Chipsatz vorgestellt. Dieser
soll den Durchsatz von Basisstationen auf bis zu 6 TBit/s erhöhen.
In ReefShark integrierte AI-Koprozessoren unterstützen Algorithmen
für die automatisierte Netzwerkoptimierung. Zugleich soll der neue
Chipsatz 50 bis 60 Prozent weniger Strom verbrauchen als der Vorgänger.
In der Folge sollen die 5G-Fähigkeiten der Nokia-AirScale-Basistationen
die der Konkurrenz erheblich übertreffen. Suri stellte die rhetorische
Frage: "Was nutzt einem die Möglichkeit zum Software-Upgrade auf 5G,
wenn nicht auch der nötige Durchsatz geliefert wird?"
Rajeev Suri zeigt den ReefShark-Chip
Foto: teltarif.de
Suri nannte über zehn Referenzkunden, mit denen sie bereits Verträge
über die Lieferung von 5G-Komponenten geschlossen haben, darunter
Vodafone, mit denen
man 5G-Tests in der U-Bahn von Mailand durchführt, T-Mobile, Telefónica,
Orange, NTT Docomo, Korea Telecom und viele weitere. Man darf daher
tatsächlich gespannt sein, wie schnell 5G Realität wird!