5G-Auktion

5G-Auktion in Mainz: Runde 55 und kein Ende in Sicht

Mobilfunkkunden, die sich über Funklöcher ärgern, können nur den Kopf schütteln, wenn notwendige Frequenzen für richtig viel Geld versteigert werden. Rund 3800 Stationen hätte man dafür jetzt schon bauen können.
Über die Frequenzauktion in Mainz berichtet

Canisiusstrasse 21 in Mainz Gonsenheim. Hinter verschlossen Türen wird solange geboten, bis keiner mehr Lust hat. Canisiusstrasse 21 in Mainz Gonsenheim. Hinter verschlossen Türen wird solange geboten, bis keiner mehr Lust hat.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Letzten Dienstag, genau vor einer Woche, ist die Frequenz-Auktion bei der Bundes­netz­agentur in Mainz gestartet. Nach einer kurzen "Feier­stunde" ging es los mit dem Wett­bieten. Seitdem wird täglich von Montag bis Freitag in abge­schirmten Räumen der Netz­agentur geboten, was das Zeug hält. Nach jeder Runde werden die aktu­ellen Ergeb­nisse ins Internet unter www.bundes­netz­agentur.de/auktion2019 hoch­ge­laden.

Montag Abend wurde kurz vor 18 Uhr die 55. Runde ausge­läutet, mit einer Gesamt­summe von 761 788 000 Euro. Ein nettes Sümm­chen und noch ist kein Ende in Sicht. Zur Auktion stehen zwei große Frequenz­blöcke, einmal bei 2 GHz (ehema­lige "UMTS-Frequenzen") und dann bei 3,6 GHz (5G-Frequenzen). Die Bieter sind 1&1-Dril­lisch (abge­kürzt "1und1 DRI"), Telefónica ("TEF"), Deut­sche Telekom (Telekom) und Voda­fone.

2 GHz: Einmal vier, zweimal drei, einmal zwei Blöcke

Canisiusstrasse 21 in Mainz Gonsenheim. Hinter verschlossen Türen wird solange geboten, bis keiner mehr Lust hat. Canisiusstrasse 21 in Mainz Gonsenheim. Hinter verschlossen Türen wird solange geboten, bis keiner mehr Lust hat.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
12 abstrakte Frequenz­blöcke (gepaart) von jeweils 5 MHz Breite werden bei 2 GHz verstei­gert, die Deut­sche Telekom hat bei drei Blöcken das höchste Gebot abge­geben (jeweils für knapp 37 Millionen Euro, 33,7 Millionen Euro und 33,6 Millionen Euro).

Für Telefónica stehen ähnliche Summen (knapp 37 Millionen Euro, 36,6 Millionen Euro und 24,4 Millionen Euro) auf der Uhr. Das Unter­nehmen hätte mit drei Blöcken nach Hause gehen können, wenn die Verstei­ge­rung zu Ende wäre, ist sie aber nicht.

Voda­fone könnte mit vier Blöcken (33,6 Millionen Euro oder 34,4 Millionen Euro oder 36,6 Millionen Euro oder 15,6 Millionen Euro) glück­lich sein, für 1&1-Dril­lisch wären in Runde 55 zwei Blöcke (zu 34,7 Millionen Euro und 28,7 Millionen Euro) drin.

3,6 GHz: Einmal sechs, zweimal acht und einmal sieben

Im 5G-Frequenz­be­reich hätte 1und1 DRI einen konkreten 20 MHz-Frequenz­block "ganz unten" bekommen, für exakte 2 Millionen Euro, dazu weitere 5 Blöcke zu jeweils etwa 24 Millionen Euro das Stück. Telefónica wäre mit 8 Blöcken zu je 10 MHz davon 5 für 5,3 Millionen Euro bestens bedient, müsste aber für drei weitere Blöcke jeweils knapp 24 Millionen Euro ausgeben. Auch die Telekom hätte acht Blöcke zu unter 5 und etwas über 5 Millionen Euro bekommen, dazu noch einen relativ teuren für knapp 24 Millionen. Mit sieben Blöcken könnte sich Voda­fone (zwischen knapp 5 und 23 Millionen Euro pro Block) ans Aufbauen machen.

Eine Einschät­zung

Solange immer noch neue Gebote eingehen, geht das bizarre Schau­spiel in Mainz weiter. Wann wird Schluss sein? Letzte Woche schwirrten Aukti­ons­zeiten von drei bis sieben Wochen und Summen von insge­samt 3 bis 5 Milli­arden Euro durch den Raum.

Nehmen wir die Summen der 55. Runde und unter­stellen Kosten von 200 000 Euro für eine einzige Sende­sta­tion, hätte man für die aktuell bereits gebo­tenen 761 788 000 Euro Aukti­ons­summe schon 3808 Stand­orte erschließen und damit bereits Funk­lö­cher stopfen können.

Da aber die Nach­frage größer als das Frequen­z­an­gebot sei, so Jochen Homann, Präsi­dent der Bundes­netz­agentur, musste eine Verstei­ge­rung statt­finden. Ein Schön­heits­wett­be­werb ("Beauty Contest" = alle inter­es­sierten Unter­nehmen melden sich und erhalten dann Frequenzen nach bestimmten Krite­rien) sei so nicht möglich gewesen. Bleibt der schwache Trost, dass die Bundes­re­gie­rung das aus der Auktion einge­nom­mene Geld selbst auf insge­samt 12 Milli­arden aufstockt, die dann für den Breit­band­netz­ausbau (Fest­netz) über eine Förde­rung zur Verfü­gung stehen sollen, irgend­wann.

Wann nach der Auktion die letzten Funk­lö­cher geschlossen werden? Wohl nicht so schnell.

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