5G Broadcast bis zur Winter-Olympiade 2022 marktreif?
Fernsehen auf dem Tablet via 5G Broadcast
Videoausschnitt: ORS, Screenshot: Michael Fuhr
In Bayern wird 5G Broadcast bereits erprobt. Nun startet auch in China ein Pilotprojekt, bei dem dieser mögliche neue Rundfunkstandard zum Einsatz kommt. Noch in diesem Monat soll das Testnetz starten. Bereits zu den Olympischen Winterspielen 2022, die in Peking stattfinden, soll das Netz für großflächige TV-Übertragungen genutzt werden, die sich auch an die Öffentlichkeit richten. Bis 2025 ist eine weitere nationale Expansion geplant. Hörfunksendungen über 5G Broadcast sind offenbar nicht vorgesehen.
Mit der Durchführung des Projektes wurden zwei Einrichtungen der Regierungsbehörde Chinese National Radio and Television Administration (NRTA) beauftragt. Dabei handelt es sich um die Academy of Broadcasting Science (ABS) sowie um die China Broadcasting Network Co. Ltd. (CBN). NRTA erforscht schon seit einiger Zeit den 5G-Mobilfunkstandard. Nun soll der auch im bayerischen Pilotprojekt genutzte Standard FeMBMS (Further Evolved Multimedia Broadcast Multicast Service) für die Rundfunksendungen genutzt werden.
Anstelle eines kleinzelligen Netzes, wie es in den 5G-Mobilfunknetzen üblich ist, kommt bei FeMBMS das Konzept High Tower High Power (HTHP) zum Einsatz. So besteht das Versuchsnetz in Peking aus zunächst drei Sendern, die am CCTV Tower, Jing Guang Center und Ming Ren Square positioniert werden und demnach rund zehn Kilometer voneinander entfernt sind. Diese werden - wie auch bei DVB-T und DAB+ üblich - in einem Gleichwellennetz (SFN) betrieben.
Sendeanlagen von Rhode&Schwarz
Fernsehen auf dem Tablet via 5G Broadcast
Videoausschnitt: ORS, Screenshot: Michael Fuhr
Die Sendeanlagen und Kernnetzwerk-Komponenten kommen vom bayerischen Unternehmen Rhode&Schwarz, das sich auch in Europa seit Jahren im Bereich 5G Broadcast engagiert. Die Sender arbeiten mit einer Ausgangsleistung von 1 kW auf einer Mittenfrequenz von 754 MHz. Dabei kommen zunächst 5 MHz Bandbreite zum Einsatz. Später ist eine Erweiterung auf 10 MHz geplant.
Ein von der Technischen Universität Braunschweig entwickelter SDR-Empfänger (Software Defined Radio) sowie ein Signal-Analyzer von Kathrein sind im Testpaket enthalten. Vorgesehen sind verschiedene Tests. So wollen ABS und CBN unter anderem untersuchen, wie gut die Netzabdeckung ist und wie gut 5G Broadcast unter den Testbedingungen auch mobil zu empfangen ist. Auch die Feldstärkeausbreitung wird untersucht. Dazu werden Anwendungsmöglichkeiten und das Zusammenspiel mit dem LTE-Unicast-Netz erprobt.
Insbesondere die mobilen Empfangsmöglichkeiten und eine Ergänzung durch klassischen Mobilfunk über LTE - etwa in Regionen, in denen sich der Ausbau der 5G-Broadcast-Netze nicht lohnt - könnte dazu beitragen, den neuen Standard für terrestrisches Fernsehen zu etablieren. Nachteil: Verbraucher, die vielleicht gerade erst von DVB-T auf DVB-T2 HD umgerüstet haben, müssten schon wieder in neues Empfangsequipment investieren.