Probefahrt mit C-V2X: Wenn das Fahrrad das Auto bremst
Dass in Barcelona fast ausschließlich über 5G gesprochen wird, ist nichts Neues. Neu hingegen ist, dass langsam deutlich klarer wird, was 5G ist und was wir im Alltag damit anfangen können. teltarif.de durfte in einem mit 5G vernetzten „Connected“-Car der 5G-Barcelona-Initiative mitfahren. Das war in diesem Falle ein SEAT Ateca (ähnlich VW Tiguan oder Skoda Kodiaq), der schon ein Bildschirm-Display hat, wo normalerweise noch mechanisch bewegte Tachonadeln den Fahrer informieren.
Wir trafen uns im ACE Café in einem Industriegebiet unweit des Messegeländes, wo sich sonst Tuning-Freunde treffen, um sich gegenseitig ihre schicken Autos mit satt grummelnden Motoren oder kleine Kunststücke auf dem Motorrad zeigen. Der weiße SEAT da fiel eher durch seine Beschriftung und eine ungewöhnliche Antenne auf.
Aufregende Fahrt „rund um den Block“
Der Fahrer hat den Stadtplan im Tacho. Droht Gefahr wird er akustisch gewarnt, das Auto bremst selbständig.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Wir fuhren „um dem Block“: An einer Fußgängerampel lief ein „lebensmüder“ Fußgänger genau in dem Moment über die Straße als sich unser Auto näherte. Ein schriller, sich wiederholender Piepton aus dem Armaturenbrett und das Auto löste eine Vollbremsung aus.
Achtung Fußgänger
Diese Verkehrsampel ist mit Sensoren ausgerüstet, die 5G-Fahrzeuge warnen können.
Foto: 5G-Barcelona / Telefónica
Die Leser ahnen es, dieser Fußgänger gehörte zur Demonstration dazu. Im Mast der Fußgängerampel sind Sensoren eingebaut, die erkennen, wenn jemand über die Straße läuft, und geben dies per 5G an das vernetzte Auto weiter. Zum Einsatz kommt der C-V2X Standard (Cellular Vehicles to Anything), der das Fahren auf der Straße sicherer machen soll, indem sich die Verkehrsteilnehmer gegenseitig vor Gefahren warnen können, etwa glatte Straßen oder Verkehrshindernisse. An der nächsten Kurve wieder ein Überweg, wo in tollkühnem Timing ein Radfahrer die Straße überquerte. Auffallend sein an Militär erinnernder Schutzhelm und eine kleine graue Box auf dem Fahrradgepäckträger, darin (nicht sichtbar) ein 5G-Gerät, welches das herannahende Auto vor der Gefahr warnte und die Bremsung auslöste. Hinter der letzten Kurve ein Fahrzeug mitten auf der Straße mit Warnblinkanlage, offenbar ein Pannenfahrzeug, ebenfalls Teil der Demonstration.
Koproduktion von Telefónica und weiteren Partnern
Neben dem spanischen Netzbetreiber Telefónica, der an dieser Stelle ein 5G (NonStandAlone) Demo-Netz aufgebaut hat und in Spanien unter der Marke „Movistar“ bekannt ist, sind die „Mobile World Capital Barcelona“, der Autohersteller SEAT (gehört zur Volkswagen Gruppe), der Automobil Zulieferer Ficosa, ferner das Forschungszentrum CTTC (Centre Tecnològic Telecomunicacions Catalunya), das Medienunternehmen UPC (Liberty Global) und Netzwerkausrüster Ericsson beteiligt.
Hochpräzise Navigation notwendig
Der Radfahrer trägt einen stabilen Helm und hat ein 5G-Mobilgerät auf dem Gepäckträger, darüber wird das Auto "gewarnt".
Foto: 5G-Barcelona / Telefónica
Die ebenfalls beteiligte Firma „i2CAT“ hat eine ultra-präzise Ortsbestimmungs-Lösung für Fahrräder entwickelt. Das ist wichtig, um vorhersehen zu können, ob Kollisionsgefahr mit dem Fahrrad besteht. Das Unternehmen ETRA liefert „Straßeninfrastruktur“ , welche die Verbindung zur Fußgängerampel ermöglicht. Von Ericsson kommt die Netztechnik und die Sendestationen und im Innern der Geräte arbeiten Chipsätze von Qualcomm Technologies.
Zum 5G-Projekt gehören zwei Dinge: Der C-V2X Standard und das sogenannte EDGE-Computing, was nichts mit dem 2,5G-Standard GPRS/EDGE zu tun hat, sondern beschreibt, dass die notwendigen Computer am Rand (Edge) des Netzes stehen, um die Signallaufzeiten so kurz wie möglich zu halten. Es wäre fatal, wenn die Warnung „Fußgänger“ erst über zig Server in Taka-Tuka-Land laufen und dann 100 ms später beim Auto ankäme, das könnte über das Leben oder die Gesundheit des Fußgängers entscheiden.
4k Unterhaltung via 5G
Im Fahrzeug können die Mitfahrer sich über Musik und Videoprogramme freuen, die über 5G übertragen werden, was eine wesentlich höhere Bandbreite (z.B. 4K-Videos) und damit ruckelfreien Empfang ermöglicht.
Die 5G-Barcelona Initiative möchte die Stadt als „europäisches 5G-Referenzzentrum“ etablieren.