Schuhkarton

Telefónica o2: Drahtloser DSL-via-5G-Test erfolgreich

Der Traum von der letzten Meile per Funk ist mit 25 GHz näher gerückt. Jetzt braucht es nur noch eine Frequenzvergabe. Doch da hängt es.
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Ein "Schuhkarton" auf dem Dach, so einfach könnte die letzte Meile per Funk realisiert werden. Dazu sind natürlich sehr viele "Schuhkartons" notwendig. Ein "Schuhkarton" auf dem Dach, so einfach könnte die letzte Meile per Funk realisiert werden. Dazu sind natürlich sehr viele "Schuhkartons" notwendig.
Foto: Telefónica Deutschland (o2)
Der Netz­be­treiber Telefónica Deutsch­land (o2) und der System­lie­fe­rant Samsung Elec­tro­nics haben in Hamburg erfolg­reich Fixed Wire­less Anschlüsse (FWA) auf der Basis von 5G getestet.

Mit der Fixed Wire­less Access-Tech­no­logie exis­tiert nach Ansicht vieler Netz­be­treiber wie Telefónica in Deutsch­land oder Sunrise in der Schweiz eine attrak­tive Alter­na­tive zu den bisher verfüg­baren Breit­band-Tech­no­lo­gien (DSL) für private Haus­halte und klei­nere Mittel­stands­be­triebe in Deutsch­land. Der Test in Hamburg sollte zeigen, ob Haus­halte und Gewer­be­trei­bende auch ohne das aufwen­dige Verlegen von Glas­fa­ser­lei­tungen mit "hoch­qua­li­ta­tiven Giga­bi­t­an­schlüssen für ein opti­males Kunden­er­lebnis" versorgt werden können.

Test­phase: 3 Monate

Ein "Schuhkarton" auf dem Dach, so einfach könnte die letzte Meile per Funk realisiert werden. Dazu sind natürlich sehr viele "Schuhkartons" notwendig. Ein "Schuhkarton" auf dem Dach, so einfach könnte die letzte Meile per Funk realisiert werden. Dazu sind natürlich sehr viele "Schuhkartons" notwendig.
Foto: Telefónica Deutschland (o2)
Der Test der 5G-Gigabit-Tech­no­logie fand von Dezember 2018 bis Februar 2019 im Hamburger Stadt­teil Hamm statt. An dem für die Kunden kosten­freien Test nahmen verschie­dene private Haus­halte teil. Sie konnten mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde im Internet surfen, Filme in höchst­auf­lö­sender Bild­qua­lität mit 8K-UHD streamen oder die übli­chen Alltags­an­wen­dungen in neuer Qualität nutzen. Möglich machte das eine draht­lose Anbin­dung von Privat­haus­halten über künf­tige 5G-Frequenzen im 26 GHz-Band, die in diesem Test erst­mals konkret genutzt wurden. Der Vorteil dieser unge­wohnt hohen Frequenz, die sich ähnlich wie Licht ausbreitet, liegt in der mögli­chen Daten­rate: Je höher die Frequenz, desto mehr Band­breite steht in der Regel zur Verfü­gung. Mit Fixed Wire­less Access (laien­haft „Funk-DSL“) soll gegen­über herkömm­li­chem DSL eine zügi­gere Breit­band-Erschlie­ßung von Haus­halten und klei­neren Betrieben möglich werden.

Unter­stüt­zung durch Technik von Samsung

Unter­stützt wurde der Test vom korea­ni­schen Tech­no­lo­gie­un­ter­nehmen Samsung Elec­tro­nics mit einer bereits in mehreren Ländern erprobten Technik aus dem Bereich der Milli­me­ter­wellen (26 GHz). Die Kombi­na­tion aus neuent­wi­ckelter Tech­no­logie mit einer spezi­ellen Soft­ware ermög­licht schnelle Über­tra­gungs­raten von mehreren Gigabit pro Sekunde über die soge­nannte „letzte Meile“. Beim Test in Hamburg standen zunächst Daten­raten von bis zu einem Gigabit zur Verfü­gung.

Auf der Benut­zer­seite besteht die Tech­no­logie im Wesent­li­chen aus einem einfach anzu­schlie­ßenden Empfangs­gerät und einem handels­üb­li­chen DSL-Router, der im Haus das gewohnte WLAN aufspannt. In schwie­rigen Empfangs­si­tua­tionen, beispiels­weise in Gebäuden mit dickem Mauer­werk oder metall­be­dampften Fens­ter­scheiben kann eine robuste 5G-Außen­an­tenne zur Montage am Gebäude verwendet werden, sofern der Haus­be­sitzer/Verwalter einver­standen ist.

5G Fixed Wire­less Access als Alter­na­tive zu bishe­rigen Breit­band-Tech­no­lo­gien

“Wir sehen, dass sich die Tech­no­logie von Samsung im Test bewährt. Uns ist es mit unserem Partner gelungen, den Einsatz und die Leis­tungs­fä­hig­keit einer neuen FWA-Tech­no­logie erfolg­reich zu demons­trieren. Die nun folgende Auswer­tung der Ergeb­nisse wird uns bei der Entwick­lung eines mögli­chen Geschäfts­mo­dells unter­stützen”, erklärte der Technik-Chef (CTO) von Telefónica Deutsch­land, Caye­tano Carbajo Martín, dazu.

“Wir freuen uns, die Studie erfolg­reich mit Telefónica Deutsch­land durch­ge­führt zu haben. So konnten wir die Vorteile der 5G-FWA-Tech­no­logie anschau­lich aufzeigen und für die Praxis greifbar machen. Samsung wird die Möglich­keiten von Über­tra­gungen im Milli­me­ter­wellen-Bereich um 26 GHz, die in ganz Europa verfügbar sind, weiter erfor­schen und so Anwen­dungs­sze­na­rien von 5G für Kunden und Unter­nehmen entwi­ckeln” sagt GY Seo, Senior Vice Presi­dent und Head of Global Sales & Marke­ting Team, Networks Busi­ness bei Samsung Elec­tro­nics.

Wie geht es weiter?

Damit ist der Test erst einmal abge­schlossen. Nun müssen die notwen­digen Frequenzen erfolg­reich erstei­gert werden. Aufgrund der aktuell laufenden Gerichts­ver­fahren ist völlig unklar, ob und wann die 5G-Frequenzen in Deutsch­land verstei­gert werden können.

Erst nach der Verstei­ge­rung ist absehbar, in welchen Städten und Orten und zu welchen Preisen die draht­lose 5G-Versor­gung für die "letzte" Meile den Kunden ange­boten werden kann. Da die Ausbrei­tungs­be­din­gungen bei 26 GHz schwer "vorher­sagbar" sind, müssen neue flexible Tarif­mo­delle entwi­ckelt werden, wo die Kunden inner­halb kürzester Zeit einen Vertrag beginnen und wieder beenden können, beispiels­weise wenn keine ausrei­chende Netz­ver­sor­gung am gewünschten Einsatzort erzielbar sein sollte.

Sicher­heits­for­schern zufolge ist das 5G-Sicher­heits­pro­blem lösbar. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren Meldung.

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