Digitalradio

Abgesagt: Der 2. DAB+-Bundesmux startet nicht zur IFA

Der Start neuer DAB+-Ensem­bles in Deutsch­land könnte in Zukunft zu juris­tischen Schlamm­schlachten werden. Der Start für den zweiten DAB+-Bundesmux zur IFA wurde deswegen abge­sagt, aber auch auf regio­naler Ebene gibt es Ärger.
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Zunächst werden Digitalradios keine weiteren bundesweiten DAB+-Programme empfangen Zunächst werden Digitalradios keine weiteren bundesweiten DAB+-Programme empfangen
Foto: Pure
Viele hatten es bereits befürchtet, jetzt ist es laut einem Medi­enbe­richt Fakt: Es wird keinen Probe­betrieb für den zweiten DAB+-Bundesmux zur IFA geben. Das Konsor­tium Antenne Deutsch­land (Absolut Radio/Media Broad­cast) hat den Test einem Bericht des Bran­chen­dienstes radioWOCHE zufolge abge­sagt. Hinter­grund sei die aktu­elle Rechts­lage. Man halte zwar an den Plänen für einen schnellst­mögli­chen Start fest. Aller­dings könne die Ende Mai getrof­fene Entschei­dung des Leip­ziger Verwal­tungs­gerichts, nach dem die Landes­medi­enan­stalten das Lizen­zierungs­verfahren aufgrund von Form­fehlern neu aufrollen müssen, erst dann geprüft werden, wenn die Urteils­begrün­dung vorliege. Das sei noch nicht der Fall.

Vor diesem Hinter­grund ist auch frag­lich, ob über­haupt ein Start des zweiten natio­nalen Multi­plexes noch in diesem Jahr statt­finden wird.

Divicon Media spricht von Unse­riösität

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Das Gericht folgte wie berichtet umfäng­lich der Rechts­auffas­sung der Klägerin Digital Audio Broad­casting Platt­form GMBH (DABP) rund um den Investor und Ex-Renn­fahrer Steffen Göpel, die im Ausschrei­bungs­verfahren der Arbeits­gemein­schaft der Landes­medi­enan­stalten (ALM) gegen die Antenne Deutsch­land nicht den Zuschlag erhalten hatte und dagegen geklagt hatte.

Die Ankün­digung der Antenne Deutsch­land, trotz fehlender Rechts­sicher­heit in diesem Jahr auf Sendung zu gehen, stieß auf Kritik. Mike Lehmann, Spre­cher der Geschäfts­führung Divicon Media Holding GmbH, bezeich­nete diese in einem Gespräch mit dem "Meinungs­baro­meter" als "unse­riös und für jeden Programm­anbieter ein Spiel mit dem Feuer". Der Konkur­rent von Media Broad­cast gilt als desi­gnierter Netz­betreiber für Göpels Unter­nehmen.

"Das bishe­rige Verfahren ist meiner klaren Beob­achtung nach nicht ansatz­weise für eine verläss­liche Planung geeignet und es ist völlig offen, wer tatsäch­lich dann die Platt­form betreiben wird", so Lehmann. "Und wir gehen natür­lich davon aus, da ja auch die Ausschrei­bung der Landes­medi­enan­stalten ursprüng­lich sinn­voll die Tren­nung von Platt­form und Sender­netz­betrieb als Kern hatte, dass der dann recht­mäßige Platt­form­betreiber im jetzt libe­rali­sierten Markt der Sende­netz­betreiber ein faires Auswahl­verfahren zur Suche des besten Dienst­leis­ters durch­führt".

Rechts­streit auch auf regio­naler Ebene

Auch bei regio­nalen Multi­plexen könnte es demnächst schwierig werden schnell mit Rechts­sicher­heit auf Sendung zu gehen. Einer der Streit­punkte: Darf ein von der Bundes­netzsagentur bestimmter Netz­betreiber gleich­zeitig auch programm­licher Platt­form­betreiber werden oder darf umge­kehrt ein von den Medi­enan­stalten bestimmter Platt­form­betreiber sein Netz nicht selbst betreiben, wenn zuvor ein tech­nischer Dienst­leister bestimmt worden ist? Um diese Punkte dreht es sich laut Infor­mationen von teltraif.de bei einem Streit im Saar­land.

Bei der Programm- und Platt­form-Ausschrei­bung bewarb sich unter anderem Divicon Media. Parallel zur Bewer­bung für den Platt­form­betrieb erar­beitet das Unter­nehmen laut eigenen Angaben ein Konzept für den Sender­betrieb auf Grund­lage einer TK-Lizenz. Zuvor wurde jedoch Media Broad­cast als Netz­betreiber für einen landes­weiten Mux durch die Bundes­netz­agentur bestimmt, sodass es hier nun zu einer Konflikt­situa­tion kommt.

"Divicon Media hat nicht nur das notwen­dige Know-How und die Erfah­rung für den DAB+-Sende­betrieb, sondern weiß auch um die Wich­tigkeit eines frühen Enga­gements in solch einem Markt", erklärt Mike Lehmann. "Wett­bewerb auch bei DAB+ ist kein Selbst­zweck, sondern dient der Entwick­lung und Anwen­dung der best­mögli­chen, wirt­schaft­lichsten Gesamt­lösung."

Aufbau eines neuen Mono­pols verhin­dern

Allge­mein ist damit zu rechnen, dass es auch bei künf­tigen Ausschrei­bungen verstärkt ein Nach­spiel vor Gericht geben könnte. DAB+ gilt inzwi­schen nicht mehr als Exot unter den Radio-Verbrei­tungs­wegen, sondern um ein lukra­tives Geschäft. Mit Divicon Media und Uplink Network hat der bishe­rige Quasi-Mono­polist Media Broad­cast nun zwei selbst­bewusste und coura­giert auftre­tende Konkur­renten. Beide haben sich auch bei der Ausschrei­bung um Kapa­zitäten für einen DAB+-Test­betrieb in Schleswig-Holstein beworben. Es geht letzt­lich auch um die Verhin­derung eines neuen Mono­pols wie einst im UKW-Geschäft.

Wie sieht die Radio-Zukunft aus? DAB+ oder doch lieber Inter­netradio? Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren Meldung.

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