Ausblick

1&1-Drillisch: Werden durch die Fusion Handy-Tarife teurer?

Eine Fusion soll für die Unternehmen Synergien bringen - aber welche Folge hat sie für die Kunden? Derartige Übernahmen führen mitunter zu höheren Preisen. Andererseits könnten 1&1 und Drillisch ein Kombiangebot wie MagentaEINS starten.
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Was bringt die Fusion für Kunden wirklich Was bringt die Fusion für Kunden wirklich?
Logos: 1und1/Drillisch, Foto: 1und1
Wenn zwei Tele­kommuni­kations­konzerne wie Drillisch und 1&1 enger zusammenarbeiten oder gar fusionieren, sprechen beide Firmen meist ausschließlich von den Vorteilen, die die engere Verzahnung bringen soll. Die neue Gesellschaft könnte sogar Mobilfunk-Netzbetreiber werden.

Andererseits zeigen zurückliegende Übernahmen wie die Eingliederung der E-Plus-Gruppe in den Telefónica-Konzern, dass das für die Kunden nicht immer zum Vorteil sein muss. Die ehemalige E-Plus war bekannt für ihre günstigen Preise und teils revolutionären Preismodelle. Momentan werden die letzten Überbleibsel aus dieser Zeit wie 50 GB Datenvolumen für 10 Euro endgültig ausgemustert und Discounter wie simyo sind bereits Geschichte. Mit o2 Free hat Telefónica immerhin einen neuen Preispunkt bei Tarifen ohne harte Drosselung gesetzt. Trotzdem ist der Telekommunikationsanbieter momentan eher mit der schwierigen Netz- und Marken-Integration beschäftigt als mit neuen Tarif-Revolutionen. Wird das bei 1&1 und Drillisch ähnlich laufen?

Drohen nach der Fusion Preiserhöhungen für die Kunden?

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Mann muss eher konstatieren, dass nach der Fusion von o2 und E-Plus und dem Deal zum Netzzugang für Drillisch die Mobilfunk-Marken von Drillisch die Rolle des Preisbrechers im Mobilfunkmarkt übernommen haben. LTE sucht man bei den Discount-Töchtern von Telekom und Vodafone größtenteils vergeblich, immerhin haben die beiden Netzbetreiber ihren eigenen Prepaid-Kunden aber mittlerweile den LTE-Zugang freigeschaltet.

Bei einem Blick auf den Smartphone-Tarif-Vergleich von teltarif.de sieht man, dass in preislicher Hinsicht die Marken von Drillisch und 1&1 bei den günstigsten Anbietern auf den vorderen Plätzen liegen. Auch im Tarif-Vergleich für mobile Datenverträge können sich nur wenige andere Anbieter auf den vorderen Plätzen behaupten.

Nach einer Fusion von Drillisch und 1&1 stellt sich die Frage: Wird das so bleiben? Bei Drillisch und den eingegliederten ehemaligen eteleon-Marken ist mitunter so etwas Ähnliches wie eine "Tarifeinheit" (mit kleineren Abweichungen) zu beobachten: Die Tarife der diversen Marken unterscheiden sich preislich und von der Inklusivleistung her nur wenig oder gar nicht, um den anderen Marken des eigenen Hauses nicht zu stark Konkurrenz zu machen. Preiserhöhungen bei den Drillisch-Marken WinSIM, smartmobil und DeutschlandSIM haben in den vergangenen Wochen Schlagzeilen gemacht. Und auch die Idee von Tarifen ohne Roaming-Möglichkeit im Jahr der Abschaffung von Zusatzgebühren für EU-Roaming stammt aus dem Hause Drillisch.

Wenn die fusionierte Gesellschaft aus Drillisch und 1&1 derartige Praktiken fortsetzen oder gar intensivieren sollte, müssen die Kunden statt mit Innovationen also eher mit Schikanen oder Preiserhöhungen rechnen. Dann müssten Telekom und Vodafone gegebenenfalls ihre Discount-Töchter mit einer ganz neuen und zeitgemäßeren Kampfausrüstung in den Preiskrieg schicken oder die Preise für die eigenen Tarife senken. Oder es müssten ganz neue Player - wie beispielsweise kürzlich Tarifhaus - aufstehen, die den Markt aufmischen. Dass die Preise nach der Fusion nicht unbedingt sinken werden, hat mittlerweile auch Ralph Dommermuth in einem Interview bestätigt.

1&1-Tarife bald in mehr Ladengeschäften erhältlich?

Bei der Fusion von Drillisch und 1&1 reden wir aber nicht nur von Mobilfunk, denn 1&1 ist auch ein wichtiger Player im DSL-Markt. Beide Unternehmen schreiben in ihrer Mitteilung zur Fusion: "Die von den Unternehmen gemeinsam ermittelten Synergien werden auf Ebene des kombinierten Geschäfts von 2018 an entstehen." Und weiter: "Die Synergien resultieren insbesondere aus einem gemeinsamen Hardware- und Vorleistungseinkauf, einer effizienteren Nutzung der Drillisch zur Verfügung stehenden Netzkapazitäten, einem Ausbau des 1&1-Produktportfolios durch Zukunftstechnologien und einer breiteren Produktpalette für die Drillisch-Ladengeschäfte. Diesen Synergien stehen einmalige Implementierungskosten in Höhe von ca. 50 Millionen Euro auf Ebene des kombinierten Unternehmens gegenüber."

Interessant ist hierbei die Erwähnung der Drillisch-Ladengeschäfte, die ebenfalls ein Überbleibsel der o2-E-Plus-Fusion sind, aufgebaut wurden sie mit dem Know-how der von Drillisch übernommenen Ladenkette The Phone House. Als Shop-Marke nutzt Drillisch momentan yourfone, das ebenfalls von E-Plus zu Drillisch gekommen ist. Nach der heutigen Fusion ist also damit zu rechnen, dass die neue Gesellschaft viel mehr als bisher die Tarife von 1&1 in Ladengeschäften vermarkten könnte. Wer also zur Begutachtung eines neuen Handys in den yourfone-Shop kommt, könnte dort schon bald Offerten für 1&1-DSL vorfinden. Zukunftstechnologien wie 5G und Smart Home dürften dafür vermehrt unter der Marke 1&1 vertrieben werden.

Und eine ganz neue Möglichkeit steht der fusionierten Gesellschaft mit Kombitarifen aus DSL, Mobilfunk und ggf. Fernsehen offen. In diesem Bereich sind momentan die Telekom mit MagentaEINS, Vodafone mit GigaKombi und Telefónica mit o2 Blue One führend. Doch gerade den drei Platzhirschen dürfte es nicht schaden, Preisdruck durch einen weiteren Konkurrenten zu bekommen.

Fusion könnte in einigen Bereichen Ersparnis auch für Kunden bringen

Für die Kunden bleibt zu hoffen, dass das Wort Synergien nicht in Wirklichkeit bedeutet, dass beim Kundenservice oder dem Produktportfolio Einschränkungen zu beklagen sind. Die fusionierte Gesellschaft sollte beispielsweise weiterhin - wie 1&1 - konkurrenzfähige Mobilfunk- und Datentarife auch im Vodafone-Netz anbieten und nicht zu stark auf die Kapazitäten im Telefónica-Netz vertrauen, das bis zum Abschluss der Fusion von Drillisch und 1&1 Ende 2017 hoffentlich den größten Teil der Bauarbeiten bei der Netzzusammenlegung hinter sich hat.

Auch das Streben nach einer einheitlichen Plattform für den Kundenservice bringt den beiden Partnern womöglich Einsparpotenzial, sollte aber besser gelöst werden als bei o2/E-Plus und simyo/Blau. Denn es kann nicht sein, dass Kunden einer ehemals beinahe als "avantgardistisch" empfundenen E-Plus-Marke wie Base nach einer Fusion nur noch Kunden zweiter Klasse sind.

teltarif.de-Podcast zur Drillisch-Fusion

In unserem Podcast "Strippenzieher und Tarifdschungel" besprechen wir in der aktuellen Folge die Übernahme von Drillisch durch United Internet. Hier können Sie direkt in die Folge reinhören oder diese als MP3 herunterladen:

Rund um die Drillisch-Übernahme von United Internet

Wie die Fusion von Drillisch und 1&1 genau vonstatten gehen wird, haben wir in einer separaten Meldung erläutert: 1&1 und Drillisch: So soll die Fusion ablaufen

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